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Fonds setzen auf grüne Infrastruktur

In den kommenden Jahren fließen gigantische Summen in Infrastruktur. Inzwischen sind mehr und mehr Fonds am Markt, die dementsprechende Investments mit Nachhaltigkeit kombinieren.

Fonds setzen auf grüne Infrastruktur

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Es sind gigantische Summen, die in den kommenden Jahren in den Bereich Infrastruktur fließen. Haupttreiber des Wachstums ist der Investitionsbedarf in Industriestaaten und Schwellenländern. Zudem muss viel Kapital investiert werden, um die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDG)  zu erfüllen. Experten rechnen damit, dass zum Erreichen der SDG bis 2030 allein in den Industriestaaten jährlich Investitionen von rund 2,5 bis 3 Bill. Dollar notwendig sind, berichtet der Assetmanager Bantleon.

Manoj Patel, Infrastruktur-Experte bei der DWS, weist zudem darauf hin, dass der weltweite Trend zur Privatisierung von Infrastrukturanlagen zu einem raschen Wachstum im Bereich der börsennotierten Infrastrukturunternehmen geführt habe.

Wasser fehlt oft

Während Infrastrukturfonds in der Vergangenheit überwiegend in Unternehmen mit fossilem Energiemix aus den Bereichen Transport, Mautstraßen und Flughäfen investierten, sind inzwischen mehr und mehr Produkte am Markt, die Infrastrukturinvestments mit ESG und Nachhaltigkeit kombinieren. „Was bei traditionellen Fonds oft fehlt, sind Aktien aus dem Bereich Wasser – für uns einer der wichtigen Wachstumstreiber im Segment der ESG-Infrastruktur“, sagt Colm O’Connor von KBI, einer Investmentboutique im Amundi-Konzern. Klarer Favorit der grünen Infrastrukturmanager sind neben dem Segment Wasser natürlich Unternehmen der erneuerbaren Energien.

Für Johannes Maier, Fondsmanager bei Bantleon, ist Infrastruktur unter dem Aspekt Nachhaltigkeit auch deshalb interessant, weil sich das Universum aus Bereichen mit noch hohen Emissionsniveaus zusammensetzt, darunter Transport und Energiewirtschaft. „Die hohe Umweltbelastung dieser Sektoren bedeutet aber auch, dass sich deutliche Veränderungen hin zu nachhaltigeren Geschäftsmodellen besonders positiv auf global ausgerufene Klimaziele auswirken“, sagt Maier. Dahingehend argumentiert auch Felix Hermes, Head of Sustainable Infrastructure bei Blue Orchard, der sich aus ESG-Gründen für Investments in Schwellenländern ausspricht. Grund seien sinkende Investitions- und Lebenszykluskosten für Wind- und Solarkraftanlagen sowie die zunehmende politische Bedeutung von Klimaschutz in Schwellenländern.

ESG-Top-Player gefragt

Für O’Connor, der den KBI Global Sustainable Infrastructure Fund be­treut, gibt es klare Regeln bei der Aufnahme in das Anlageuniversum. Entweder ein Unternehmen mache mindestens 50% seiner Geschäfte im Bereich Wasser und erneuerbare Energien. Oder die Firma sei mit einem Umsatzanteil von mindestens 10% Marktführer in einem Segment der nachhaltigen Infrastruktur, „also ein echter ESG-Top-Player“. Zu einer seiner größten Positionen im Fonds zählt Next Era Energy, ein im S&P 500 gelistetes Unternehmen, das der weltweit größte Produzent von Wind- und Solarenergie ist.

Viel diskutiert im Bereich der nachhaltigen Investments sind Ausschlusskriterien – dabei macht die Untergruppe der ESG-Infrastrukturfonds keine Ausnahme. O’Connor hält Ausschlüsse für wenig sinnvoll. „Wer zu restriktiv ist, kann den Wandel in Richtung Nachhaltigkeit nicht aktiv begleiten. Es ist unserer Ansicht nach besser, auf traditionelle Infrastrukturunternehmen wie Enel und Iberdrola Einfluss zu nehmen, als sie wegen ‚brauner‘ Anteile im Geschäft zu verbannen.“ Diese Konzerne kämen aus einer konventionellen Ecke, hätten sich aber in Richtung grüne Energie entwickelt. O’Connor sucht Unternehmen, die im Bereich der nachhaltigen Infrastruktur die Veränderung anführen. „In dem Zusammenhang ist für uns Engagement wichtig.“

Bantleon-Manager Maier ist beim Thema Ausschluss restriktiver. Energieproduzenten mit einem hauptsächlich auf fossilen Brennstoffen und Nuklearenergie basierenden Energiemix schließt er aus. Gas als fossiler Brennstoff sei dagegen eine Übergangstechnologie und werde in geringer Allokation im Portfolio zugelassen. Zu den größten Werten im Fonds zählen Ferrovial, Vinci und EDP.

Viel Kapital und große Chancen – die Manager der Infrastrukturfonds sprechen wie stets in der Branche von besten Aussichten für die Anleger. Zu verschweigen sind aber auch nicht die Risiken. „Angesichts der lang­fristigen Kapitalbindung und der hohen Kapitalaufwendungen reagieren die Investments empfindlich auf Zinserhöhungen“, so KBI-Manager O’Connor, der aber gleich darauf hinweist, dass bei einem langsamen Zinsanstieg der Sektor kein Problem habe. Maier, Fondsmanager des Bantleon Select Infrastructure, sieht auch die hohe Kapitalintensität in der Branche. Das nominelle Zinsumfeld sei aber wenig aussagekräftig, da es auf das Inflationsumfeld ankomme. „Infrastrukturunternehmen profitieren von hohen Inflationsraten. Besonders stark war der Kurszuwachs von Infrastrukturaktien bei Inflationsraten über 3%.“

Konkurrenz Direktanlage

Viele Investments in dem Segment werden von institutionellen Investoren in Form von Direktanlagen am Privatmarkt getätigt. Dass dieser Bereich für viele Anleger nicht zugänglich ist, bedeutet aus Sicht der Fondsmanager einen Vorteil. So dauere es bei nicht gelisteten Investments oft sehr lange, bis man als Investor Kapital platzieren könne. Maier rechnet zudem vor, dass Infrastrukturdirektanlagen teilweise um 50% höher bewertet seien als Infrastrukturaktien. „Die Charakteristika der unterliegenden Vermögenswerte von börsennotierter Infrastruktur und Direktanlagen sind mindestens vergleichbar, wenn nicht sogar identisch.“ Deshalb hätten die Kurse von Infrastrukturaktien also deutliches Aufwärtspotenzial. Patel von der DWS fügt hinzu: „Börsennotierte Infra­strukturunternehmen­ weisen zu­dem eine bessere Vermögensqualität und ESG-Bilanz auf.“

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