– Der Weltweite IPO-Markt hat seinen Boom im zweiten Quartal fortgesetzt. Nach Angaben des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY, das am Mittwoch sein IPO-Barometer veröffentlichte, gab es zwischen April und Juni 589 Börsengänge, dreimal so viele wie im gleichen Vorjahreszeitraum. Das Emissionsvolumen belief sich auf 106 Mrd. Dollar, eine Steigerung im Vergleich zum zweiten Quartal 2020 um 152%.

Unter den Regionen zeigte Europa das stärkste Wachstum. Die Zahl der Börsengänge belief sich auf 142, was mehr als dem Fünffachen des Vorjahresquartals entspricht. Das Emissionsvolumen erhöhte sich um 228% auf 21,1 Mrd. Dollar. Die aktivste Region nach Transaktionsanzahl war erneut China. Einschließlich Hongkong gab es dort 161 Börsengänge, 81% mehr als im Vorjahr. Das Emissionsvolumen stieg im zweiten Quartal um 66%. Die Vereinigten Staaten waren mit einem von 15,2 Mrd. auf 37 Mrd. Dollar mehr als verdoppelten Emissionsvolumen die nach Transaktionsumfang führende Re­gion. Die Zahl der Börsengänge stieg in den Vereinigten Staaten von 41 auf 114.

„Die hohen Bewertungsniveaus und eine geringere Volatilität sorgen derzeit für ein positives Investorensentiment und einen regelrechten Ansturm aufs Parkett“, so Martin Steinbach, Partner und Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei EY. Für Deutschland zählt EY 16 IPOs mit einem Emissionsvolumen von 8,2 Mrd. Euro. „Im ersten Halbjahr verzeichneten wir in Deutschland das höchste Emissionsvolumen seit 20 Jahren – und weitere Börsenkandidaten sind in der Pipeline. Vieles spricht dafür, dass 2021 ein sehr erfolgreiches IPO-Jahr wird.“ Das liege auch daran, dass derzeit im Markt das Risiko geopolitischer Schocks als gering eingeschätzt wird. Zudem sei nach wie vor ungeheuer viel Liquidität im Markt, die in einem Niedrigzinsumfeld nach attraktiver Anlage suche.

„Der Börsenplatz Deutschland hat im ersten Halbjahr enorm an Visibilität gewonnen, das positive Momentum aus dem ersten Quartal hat sich im zweiten Quartal fortgesetzt“, so Steinbach weiter. Weitere Börsengänge stünden unmittelbar bevor. Je nach Entwicklung der Konjunktur, der weiteren Covid-19-Impferfolge und sofern geopolitische Schocks ausblieben, dürfte das Fenster für neue IPOs dann wieder nach der Sommerpause aufgehen, so dass insgesamt ein sehr starker IPO-Jahrgang zu erwarten sei. Das Interesse potenzieller Kandidaten sei jedenfalls sehr groß.

Sektoral betrachtet dominierte im ersten Halbjahr erneut die Technologiebranche. 27% der weltweiten Börsengänge und 39% des Volumens entfielen auf die Branche. „Der Digitalisierungstrend, der durch die Pandemie noch mal enorm verstärkt wurde, rückt digitale Geschäftsmodelle in den Mittelpunkt des Investoreninteresses“, so Steinbach.

Der Spac-Boom (Special Purpose Acquisition Company) ebbte im Vergleich zum ersten Quartal ab. Nach 305 solcher Transaktionen mit einem Volumen von 98,6 Mrd. Dollar wurden im zweiten Quartal 63 dieser Mantelgesellschaften mit einem Emissionsvolumen von 13,4 Mrd. Dollar an die Börse gebracht. Im ersten Halbjahr wurden damit 368 Spacs mit einem Emissionsvolumen von 112 Mrd. Dollar eingeführt. Im gesamten Vorjahr waren 255 Spacs mit einem Volumen von 81,5 Mrd. Dollar gelistet worden.

Von den 368 Spacs des ersten Halbjahres entfielen 350 auf die Vereinigten Staaten. Der Spac-Boom gerade in den USA werde den Transaktionsmarkt weiter aufmischen, so Steinbach. „Über 420 gelistete Mantelgesellschaften sind nun auf Akquisitionstour auch in Europa. Die Spac-Kassen sind mit über 134 Mrd. US-Dollar­ prall gefüllt, so dass mit mehr indirekten Börsengängen von europäischen Kandidaten über diesen Weg und überwiegend in den USA gerechnet werden kann.“ In Europa gab es im ersten Halbjahr 18 Spac-Emissionen mit einem Volumen von 5 Mrd. Dollar nach sechs Transaktionen im Vorjahr. Von den 18 Transaktionen entfielen drei auf Deutschland (468 Spac, Lake­star Spac, Obotech Acquisition), mit denen 937 Mill. Dollar erlöst wurden.

Der größte Börsengang des ersten Halbjahres wurde in Hongkong durchgeführt. Dabei erlöste die Kurzvideoplattform Kuaishou Technology im Februar 6,2 Mrd. Dollar, gefolgt von dem südkoreanischen Onlinehändler Coupang (4,6 Mrd. Dollar), dem polnischen Paketdienstleister Inpost (3,9 Mrd. Dollar) und der Warenhaus- und Logistiksparte von JD.com (3,6 Mrd. Dollar). 42 IPOs erzielten im ersten Halbjahr ein Volumen von mehr als 1 Mrd. Dollar, eine deutliche Steigerung gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum (14).