Chinesische Aktien

Kursrutsch in Hongkong

Der Hongkonger Leitindex Hang Seng ist auf ein Sechsjahrestief gefallen. Eine neue Coronawelle, der Ukraine-Krieg und die Furcht vor regulatorischen Angriffen im Tech-Sektor verunsichern die Anleger.

Kursrutsch in Hongkong

nh Schanghai

Im Hongkonger Börsengeschehen verdichten sich Chinas neue Coronawelle, der Ukraine-Krieg und der Vertrauensentzug für Technologieaktien zu einer Art perfektem Sturm. Am Montag erlebten die Marktteilnehmer den schlechtesten Tag für chinesische Werte mit Hongkong-Notierung (H-Aktien) seit dem Ausbruch der globalen Finanzkrise im Herbst 2008. Der entsprechende Hang Seng China Enterprises Index (HSCEI) brach um 7,2% ein, während der auch große Hongkonger Finanzunternehmen und Konglomerate umfassende Blue-Chip-Index Hang Seng nach einem Tagesverlust von 5% auf 19531 Punkte erstmals seit sechs Jahren wieder unterhalb der 20000er Marke steht.

Hongkong weist nun mit einem Minus von 16% im bisherigen Jahresverlauf die schlechteste Performance unter den führenden internationalen Handelsplätzen auf, seit Mitte Februar gab der Hang Seng um 21% nach. Demgegenüber erweist sich der vom Technologiesektor kaum beeinflusste Blue-Chip-Index CSI 300 für die Festlandbörsen in Schanghai und Shenzhen als stabiler. Dieser verzeichnete am Montag einen Tagesverlust von 3% und damit rund 10% Rückstand gegenüber Mitte Februar.

Besonderer Hingucker ist der neuerliche Absturz von führenden chinesischen Internet- und Technologiewerten. Der Hang Seng Tech Index sackte am Montag um 11% ab, was den größten Tagesverlust seit seiner Einführung im Juli 2020 bedeutet. Mit dem panischen Ausstieg aus Tech-Aktien reagieren die Hongkonger Anleger auf eine ganze Reihe von Hiobsbotschaften. Zum einen waren am Freitag chinesische Aktien mit US-Listing eingebrochen, so dass die parallel auch in Hongkong notierten Onlinehandelsriesen Alibaba und JD.com besonders heftig auf die Wall-Street-Vorgabe reagierten. Alibaba schlossen am Montag in Hongkong mit einem Tagesverlust von knapp 11% auf dem Rekordtief von 80,9 Hongkong-Dollar, während JD.com um fast 15% auf 180 HK-Dollar einbrachen.

Chinas Marktführer bei Onlinespielen und Social Media, Tencent Holdings, ist mit seinem ausschließlichen Listing in Hongkong zwar von der Wall-Street-Stimmung isoliert, wurde aber von neuen Gerüchten hart getroffen, dass die Fintech-Sparte mit dem Zahlungssystem Wechat Pay einer schwerwiegenden regulatorischen Attacke ausgesetzt sein könnte. Hinzu kam die Schreckensnachricht, dass die gegenüber von Hongkong liegende Tech-Metropole Shenzhen, in der auch Tencent ihren Hauptsitz hat, wegen Coronafällen für mindestens eine Woche in einen harten Lockdown gehen muss. Die Tencent-Aktie verlor am Montag knapp 10% und hat ihren Wert nun binnen eines Jahres mehr als halbiert.