Rohstoffmärkte

Metalle leiden unter Rezessions­angst

Nach starken Anstiegen zu Beginn des Ukraine-Kriegs leiden die Preise der Industriemetalle nun unter den enttäuschenden Konjunkturaussichten.

Metalle leiden unter Rezessions­angst

ku Frankfurt

Die Preise der Indus­triemetalle sind im laufenden Jahr Achterbahn gefahren. Zunächst wurden sie durch den Ausbruch des Ukraine-Kriegs stark angetrieben und erreichten teils Rekordniveaus wegen der Sorgen, der Konflikt könnte die Versorgung der Industrieländer mit den Metallen gefährden. Nachdem sich diese Ängste nicht realisierten, jedoch klar wurde, dass mit den westlichen Sanktionen gegen Russland ein Ende des Handels der Industrieländer mit Russland und eine Explosion der Energiekosten die Konjunktur stark in Mitleidenschaft ziehen, setzte ein deutlicher Verfall der Metallpreise ein.

Inzwischen befinden sich einige Märkte in der Situation eines Angebotsüberschusses. Aktuell werden die Notierungen nach einer kurzen Phase mit zunehmendem Optimismus durch enttäuschende Konjunkturdaten aus China wieder gedrückt. Wie die Rohstoffanalysten der Commerzbank anmerken, gebe es viel bzw. zu viel Optimismus auf den Commodity-Märkten.

Der Kupferpreis erreichte mit 10730 Dollar je Tonne kurz nach Ausbruch des Ukraine-Krieges ein Allzeithoch. Mitte Juli erreichte er mit 6995 Dollar den tiefsten Stand im laufenden Jahr. Gegenüber dem Hoch war das ein Rückgang von 34%.

Vor wenigen Tagen noch markierte der Kupferpreis ein Sechswochenhoch. Positive Konjunkturdaten aus den USA, unter anderem Zahlen vom Arbeitsmarkt und Inflationsdaten, wurden von vielen Marktteilnehmern dahingehend interpretiert, dass es die US-Notenbank mit den die Konjunktur abwürgenden Zinsschritten gemächlicher angehen lassen kann als bislang gedacht. Neue Daten aus China machen allerdings deutlich, dass es um die im wichtigsten Verbraucherland schlechter be­stellt ist als gedacht. So ist die Industrieproduktion im Reich der Mitte im Juli im Vorjahresvergleich nur um 3,8% gestiegen, während Analysten gemäß der von Reuters erhobenen Konsensschätzung auf einen Anstieg um 4,6% rechneten.

Chile exportiert weniger

Dies trifft einen Markt, der durch einen Kupferüberschuss gekennzeichnet ist. Für die ersten fünf Monate des laufenden Jahres beziffern ihn die Experten der International Copper Study Group mit 43000 Tonnen an raffiniertem Kupfer. Im Vorjahr hatte es noch eine Marktunterdeckung von 439000 Tonnen gegeben (vgl. Grafik). Aktuell dürfte es nicht viel besser aussehen, zumal die Exporte des weltgrößten Produzenten Chile im Juli gegenüber Vorjahr um 25% gesunken sind. Da hilft es aktuell auch wenig, dass die Analysten von Goldman Sachs mit Blick auf die Verwendung des Metalls in der Elektromobilität Kupfer als das „neue Öl“ ansehen und daher von einer starken langfristigen Preisentwicklung ausgehen.

Eine andere Entwicklung zeigt hingegen der Nickelpreis. Nickel wird für rostfreien Stahl und für Batterien eingesetzt. Aktuell befindet sich die Notierung mit rund 23106 Dollar je Tonne um immerhin noch 12% über dem Niveau vom Jahresbeginn. Im März, kurz nach Beginn des Krieges, hatte die Sorge vor einem Ausfall der Lieferungen des bedeutenden russischen Produzenten Norilsk Nickel aufgrund westlicher Sanktionen einen Short Squeeze ausgelöst und den Preis über 48000 Dollar getrieben, woraufhin die London Metal Exchange (LME) den Handel zeitweise einstellen musste. Russland steht für rund 15% der weltweiten Nickelproduktion, Sanktionen oder ein Boykott gegen Norilsk Nickel sind allerdings nicht in Sicht. Neue Verwerfungen für den Nickelmarkt kündigen sich an, weil die indonesische Regierung Exportabgaben für Nickel einführen will, um mehr Edelstahlproduktion ins eigene Land zu holen. Allerdings wird damit gerechnet, dass aufgrund des zunehmenden Angebots auf dem Markt im laufenden Jahr ein Überschuss herrschen wird, was die Perspektiven für den Nickelpreis begrenzt.

Hohe Energiekosten

Der Aluminiumpreis war zu Beginn des Ukraine-Krieges auf über 3800 Dollar je Tonne gestiegen, ist aber wegen der schwachen Konjunktur unter 2400 Dollar gefallen. Allerdings setzen die hohen Energiekosten der Aluminiumproduktion zu. Nach Schätzungen des amerikanischen Aluminiumgiganten Alcoa sind derzeit nicht weniger als 20% der weltweiten Aluminiumproduktion unrentabel. Allerdings ist China aufgrund der guten Beziehungen zu Russland von den hohen Energiekosten deutlich weniger betroffen. In den ersten fünf Monaten des Jahres ist die chinesische Aluminiumproduktion bereits um 3,7 Mill. Tonnen gestiegen. Nach Einschätzung der Commerzbank ist angesichts des reichlichen chinesischen Angebots das Erholungspotenzial für den Aluminiumpreis ausgereizt.

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