Rohstoffe

Ölpreis steigt kräftig

Die Aussicht auf einen Ölboykott der EU gegen Russland hat am Montag für einen kräftigen Anstieg des Ölpreises gesorgt. Währenddessen hat der Preis für Erdgas am europäischen Spotmarkt weiter nachgegeben.

Ölpreis steigt kräftig

ku Frankfurt

Die Erwartung, dass die Europäische Union die Einfuhr russischen Erdöls verbietet, hat am Montag zu einem deutlichen Anstieg des Ölpreises geführt. Die Notierung der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude verteuerte sich um 5,9% auf 114,30 Dollar je Barrel. US-Leichtöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) legte um 5,4% auf 110,30 Dollar zu.

Die Nachrichtenagentur Reuters meldete unter Verweis auf hohe Diplomaten von EU-Regierungen, in der laufenden Woche werde eine fünfte Runde von Sanktionen gegen Russland beschlossen, wobei ein Ölboykott Teil der Sanktionen sein werde. In der laufenden Woche soll es dazu ein Treffen der EU-Regierungschefs mit US-Präsident Joe Biden geben.

Die US-Regierung hat kürzlich ebenfalls einen Ölboykott beschlossen, der ab April gelten soll. Da allerdings in den USA die schwere und schwefelhaltige russische Sorte Urals erforderlich ist, um in Raffinerien entsprechendes venezolanisches Öl zu ersetzen, gehen Branchenkenner davon aus, dass die USA weiterhin Urals-Öl importieren werden, allerdings künftig über Mittelsmänner. Ob die EU das ebenfalls so handhaben wird, ist offen.

Nach Einschätzung von Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst der Commerzbank, deckt die EU knapp 30% ihres Importbedarfs an Rohöl aus Russland. Bei Diesel seien es sogar bis zu 80% der Nettoimporte. Der Druck auf die Opec plus, mehr Öl zu produzieren, werde wohl weiter zunehmen. Im Februar habe die von dem Kartell produzierte Menge um mehr als 1 Mill. Barrel pro Tag (bpd) unter dem vereinbarten Niveau gelegen. Fritsch weist darauf hin, dass es am Wochenende Angriffe von jemenitischen Huthi-Rebellen auf Ölanlagen in Saudi-Arabien gegeben habe. Es sei zwar nicht zu schwerwiegenden Beschädigungen gekommen, aber dennoch sei auch dort mit Angebotsausfällen zu rechnen, was im aktuellen Umfeld kaum zu kompensieren sei.

Hohe Abhängigkeit

Einige Länder wie Bulgarien sind in einem besonders hohen Maß von russischem Öl abhängig. Das osteuropäische Land bezieht über 60% des Treibstoffes aus einer bulgarischen Raffinerie, die dem russischen Konzern Lukoil gehört. Daher wird spekuliert, dass Länder wie Bulgarien sich um Ausnahmen bemühen könnten. Allerdings hat die bulgarische Regierung bereits angekündigt, keinen neuen langfristigen Vertrag mit Russland über die Lieferung von Erdgas mehr zu schließen. Der bulgarische Vertrag mit Gazprom läuft Ende 2022 aus, so dass das Land dann auf den viel teureren Kauf von Erdgas über den Spotmarkt angewiesen wäre.

Am Montag hat der Preis für Erdgas am europäischen Spotmarkt weiter nachgegeben. Am virtuellen niederländischen Knotenpunkt TTF wurde die Megawattstunde zu 100,50 Euro gehandelt, ein Minus von 4,3%. In der vergangenen Woche hat sich der Preis bereits um 34% verringert. Seit Mitte März kommt über die Pipelines aus Russland rund 20% weniger Erdgas an, was Fritsch aber auf entsprechend niedrigere Bestellungen westeuropäischer Abnehmer zurückführt.

An der London Metal Exchange (LME) sind die neu eingeführten Begrenzungen für die maximal zulässigen täglichen Schwankungen seit der Wiedereröffnung des Nickelhandels von ursprünglich 5% auf mittlerweile 15% ausgedehnt worden, wodurch sich der Preis wieder an das Niveau der Shanghai Futures Exchange von derzeit 32390 Dollar je Tonne anpasst. In London war der Preis bis über 100000 Dollar geklettert, worauf die LME den Handel aussetzte. Russland steuert etwa 10% des Angebots auf dem weltweiten Nickelmarkt bei.

Deutlich nach oben ging es am Montag für den Preis des Leichtmetalls Aluminium. Er legte in London um 3,7% auf 3507 Dollar je Tonne zu. Der Anteil des russischen Angebots auf dem Weltmarkt für Aluminium beträgt etwa 6%. Australien hat den Export von Rohstoffen für die Aluminiumproduktion nach Russland verboten.