Bund-Emissionen

Paukenschlag

Der Bund macht 2023 Schulden von 539 Mrd. Euro via Emissionen von Schuldpapieren an den Märkten. Das ist Rekord. Es wird aber problemlos umsetzbar sein, die Nachfrage wird da sein.

Paukenschlag

Das ist ein Paukenschlag. Im kommenden Jahr wird die Deutsche Finanzagentur – der Liquiditäts- und Schuldenmanager des Bundes – über Emissionen von Bundeswertpapieren an den Geld- und Kapitalmärkten ein Volumen von 539 Mrd. Euro aufnehmen – inklusive Green Bonds und Inflationsanleihen. Das ist so viel wie niemals zuvor. Bei rund 250 Handelstagen p.a. entspricht das gut 2  Mrd. Euro Emissionsvolumen pro Tag. Zum Vergleich: Das Großherzogtum Luxemburg, ein weiterer der drei Triple-A-Staaten der Eurozone, kommt – gemessen an den Bond­emissionen der vo­rigen Jahre – ebenfalls auf ein Volumen von 2 Mrd. Euro – allerdings im gesamten Jahr und eben nicht pro Tag.

Und bei diesem Rekordvolumen wird an den Märkten – und nicht nur dort – auch immer wieder mal die Frage nach der Platzierbarkeit auftauchen. Kann das alles störungsfrei untergebracht werden, sind die Märkte dafür aufnahmefähig genug, ist das Investorensentiment gut genug? Die Antwort wird man verständlicherweise erst im Dezember 2023 kennen. Aber es lässt sich relativ sicher prognostizieren: Es wird gut für den Bund laufen und das aus drei Gründen.

Erstens: Der Bund ist immer noch der Benchmark-Emittent der Eurozone. Das ist nicht irgendeine Adresse, die da ein paar Schuldpapierchen mit Ach und Krach am Markt unterbringen will oder muss. Es ist der Zentralstaat Bund, an dem sich alle anderen Emittentengruppen zum Beispiel bezüglich der Zinsabstände messen. Wenn der Bund in Schwierigkeiten geraten sollte und seine Papiere über längere Zeiträume nicht platzieren können sollte, dann haben die Anleger und Emittenten in der Eurozone – und nicht nur die – ein riesiges Problem. Und der Bund kann auch auf eine gewisse Krisenvergangenheit blicken, in der immer wieder heraufgeschraubte Emissionsvolumina an den Märkten untergebracht werden mussten. Immer wieder kam seinerzeit schon die Frage auf: Kann das platziert werden? Immer wieder lautete die Antwort ja, problemlos – ob nun in der Subprime- und Bankenkrise, in der Rezession, in der Staatsschuldenkrise etc. Gut, die Vergangenheit ist kein Garant für die Zukunft, aber im­merhin ein guter Indikator.

Zweitens: Im Herbst dieses Jahres waren im Repo-Markt – sogenannte Wertpapierpensionsgeschäfte, auch besichertes Geld genannt – Si­cherheiten schon rar geworden. Man darf davon ausgehen, dass die zusätzliche Bereitstellung von Sicherheiten im Repo-Markt für eine Beruhigung der Gemüter, für eine Entspannung im Markt sorgen wird. Die Akteure werden es sicherlich als eine positive Entwicklung empfinden, wenn hier weiteres Material in den Markt kommen wird.

Drittens: Die Konjunktur in der Eurozone ist auf dem absteigenden Ast, Rezession steht für 2023 in den Karten. Die Zentralbanken werden darauf reagieren: Verringertes Zinsanhebungstempo steht an. Die Fed hat es am Mittwoch ja schon vorgemacht. Die EZB wird folgen, und andere Zentralbanken auch. Und damit werden an den Staatsanleihemärkten die Renditen zurückkommen. Die Kurven sind ja schon invers geworden, etwa beim Bund. Und viele Anleger werden sich sicherlich in den kommenden Wochen und Monaten die noch hohen Bund-Renditen sichern wollen. Da kommt eher mehr als weniger Nachfrage nach Bunds auf.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.