Chinesische Notenbank

PBOC stemmt sich gegen rasche Yuan-Aufwertung

Dass Devisenmarktakteure in Aufwertungsfantasien bezüglich des Yuan schwelgen, gefällt Chinas Notenbank gar nicht. Deshalb greift sie nun tief in die Instrumentenkiste.

PBOC stemmt sich gegen rasche Yuan-Aufwertung

nh Schanghai

Chinas Zentralbank ist kein Kind von Traurigkeit, wenn es darum geht, ihren Willen zur Steuerung des Yuan-Kurses gegenüber einseitig gerichteten Devisenmarktspekulationen durchzusetzen. Gegenwärtig hadert die People’s Bank of China (PBOC) mit einer prononcierten Aufwertungsbewegung des Yuan gegenüber dem Dollar, die im Mai an Fahrt gewonnen hat. Zuletzt stand der Yuan auf einem Dreijahreshoch zum Greenback und verzeichnete gegenüber einem handelsgewichteten Währungskorb gar das höchste Niveau seit 5 Jahren.

Wochenlang sah es so aus, als wolle die PBOC an der Seitenlinie verharren. Zum einen, weil die gegenwärtige Stärke der chinesischen Wirtschaft in Verbindung mit kräftigen Leistungsbilanzüberschüssen eine Yuan-Hausse fundamental abgesichert wirken lässt. Zum anderen, weil die mit einem stärkeren Yuan einhergehende Verbilligung von Importen in Zeiten hochschießender Rohstoffpreise eher willkommen wirkt. Anscheinend passt es der Notenbank aber nicht, dass Devisenmarktakteure genau wegen dieser Argumente mit noch mehr Gusto in Aufwertungsfantasie schwelgen und sich entsprechend positionieren. Dazu muss man wissen, dass die PBOC nichts mehr hasst als sogenannte einseitige Wetten auf eine Yuan-Baisse oder eben auch Hausse, weil sie sich damit in ihrer Autorität als „Währungshüter“ herausgefordert sieht. So wird treuherzig betont, dass man nichts gegen marktgetriebene Währungsschwankungen hat, wohl aber gegen Spekulationsoffensiven, die nur in eine Richtung gehen.

Nachdem die chinesische Valuta in der letzten Maiwoche einen besonders kräftigen Aufwertungsschub hinlegte, scheint beim Währungshüter der Geduldsfaden gerissen zu sein. Zunächst versuchte man es mit sogenannter „moral suasion,“ also verbaler Einflussnahme auf Marktteilnehmer, indem die staatliche Wirtschaftspresse eindringliche Warnungen vor unerwünschten Nebeneffekten einer raschen weiteren Aufwertung verbreitete. Zum Wochenauftakt setzte die PBOC den täglichen Referenzkurs zum Dollar, um den die Devise im Markt um plus bzw. minus 2% schwanken darf, etwas schwächer an, als die Marktvorgaben des Vortages vermuten ließen.

Mindestreserve entmottet

Am Montagabend kam es dann zu der Verkündung, dass der Mindestreservesatz für Fremdwährungseinlagen der Geschäftsbanken bei der Zentralbank von 5 auf 7% angehoben wird. Das ist ein kleiner Überraschungscoup, denn es handelt sich um ein Steuerungsinstrument, das die PBOC letztmalig vor über zehn Jahren angefasst hatte. Mit der Anhebung des Reservesatzes kommt es zu einer Liquiditätsverknappung im Dollarumlauf auf dem Onshoremarkt und damit einer tendenziellen Verteuerung der US-Devise gegenüber dem Yuan.

Die Maßnahme wird erst zum 15. Juni greifen, was wohl andeuten soll, dass die PBOC keineswegs in Hektik geraten ist, sondern bedächtig die Stellschraube anzieht. Weiterer Spielraum bei diesem Instrument ist übrigens gegeben, denn auch mit 7% liegt der Reservesatz für Deviseneinlagen bei der Zentralbank noch deutlich unter dem für Yuan-Guthaben bei gegenwärtig 12,5%.

Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Maßnahme der PBOC ausreicht, dem Yuan-Auftrieb die Schärfe zu nehmen beziehungsweise die Märkte zu erziehen. Wenn nicht, kann die PBOC freilich jederzeit schwerere Geschütze auffahren und via Referenzkurssetzung und direkten Interventionen die Hausse abwürgen. Das wäre dann aber ein erneutes Abweichen von der seit einigen Jahren propagierten Linie einer sukzessiven Wechselkursliberalisierung. Letztlich jedoch wird Chinas Währungspolitik von der Parteiführung diktiert, und die toleriert keinen Kontrollverlust – schon gar nicht gegenüber Währungsspekulanten.