Vermögensverwalter

Pictet erwartet niedrigere Kapitalmarkt­renditen

Der Vermögensverwalter Pictet erwartet auf die Sicht der nächsten Jahre niedrigere Kapitalmarktrenditen. Cash-Positionen und Kernstaatsanleihen hätten eher das Nachsehen. Industrieländeraktien könnten dagegen zulegen.

Pictet erwartet niedrigere Kapitalmarkt­renditen

kjo Frankfurt

Der Vermögensverwalter Pictet gibt zwar etwas höhere Prognosen ab als im vorigen Jahr, rechnet in den meisten Anlageklassen für die nächsten zehn Jahre aber mit niedrigeren Durchschnittsrenditen als in den vergangenen Jahrzehnten. „Weil die Renditen der Anlagen in den kommenden zehn Jahren vom Niveau ihrer Risiken abhängen, gehen wir davon aus, dass die Renditen für sichere Häfen wie Cash und Kernstaatsanleihen besonders niedrig sein werden“, betonen die Experten des Assetmanagers im Rahmen eines Kapitalmarktausblicks.

„Unsere Erwartungen sinken bei realen Renditen stärker als bei nominalen Renditen. Wenn es, wie wir erwarten, in den nächsten zehn Jahren zu einem Regimewechsel von niedriger Inflation zu höherer struktureller Inflation kommt, könnten Anleger, die in Zufluchtswerten investiert bleiben wollen, bis zu ein Fünftel ihres ursprünglichen Kapitals einbüßen“, so die Experten. „Wir erwarten in den kommenden zehn Jahren durchschnittlich für Cash in den USA und im Euroraum nur noch 1,9% bzw. 1,2% Nominalrendite. Cash könnte jedes Jahr real um 1% an Wert verlieren.“

Unterdessen dürften die Aktien der Industrieländer im Durchschnitt eine nominale Jahresrendite von 5 bis 6% abwerfen (mehr als 9% in den vergangenen 40 Jahren). Bei Unternehmensanleihen sollte indes die Ausweitung der Spreads für etwas höhere Renditen sorgen, als in den früheren Prognosen des Hauses angenommen wurde. Jetzt erwarte man zum Beispiel für US-Hochzinsanleihen – in Dollar gerechnet – eine durchschnittliche Gesamtrendite von 3,9% pro Jahr.

Sachwerte über Durchschnitt

Sachwerte und Private Equity dürften weiterhin überdurchschnittliche Renditen erzielen. „Doch gemäß unserer neuen Prognose dürfte die jährliche Rendite nicht über den einstelligen Bereich hinausgehen. Private Equity brachte bisher 15% pro Jahr, in den kommenden zehn Jahren werden es wohl nicht mehr als 9,2%“, prognostizieren die Pictet-Marktstrategen. Für diesen Rückgang gebe es drei wesentliche Gründe: Die Bewertungen seien hoch, die Finanzierungskosten stiegen und das Private-Equity-Segment sei überlaufen. Einige reale Anlageklassen wie etwa Immobilien stellten weiterhin eine attraktive Alternative zu Anleihen dar. Bei vorwiegend gewerblich genutzten Immobilien in zentraler Lage und Kerninfrastruktur sei mit jährlichen Renditen von durchschnittlich 5,6% bzw. 5,9% zu rechnen.

Nach vielen Jahren mit sehr niedrigen Inflationsraten sei die Unterscheidung zwischen realen und nominalen Renditen praktisch verschwunden – nicht nur aus dem alltäglichen Denken, sondern sogar bei der Berechnung der Rendite und der relativen Performance von Kapitalanlagen. Der Übergang zu einem Regime mit höherer struktu­reller Inflation dürfte nach Ansicht der Pictet-Kapitalmarktstrategen dazu führen, dass der Abstand zwischen den Erwartungen für die ­realen und die nominalen Renditen, die der Assetmanager jedes Jahr veröffentliche, größer werde.

In den Fokus werden laut Pictet vermehrt Asset-Allokationen rücken, in deren Mittelpunkt Anlageklassen stehen, die das reale Kapital schützen. Sachwerte – eine tragende Säule der Allokation von Stiftungsfonds – würden diese Anforderung erfüllen. „Angesichts der Aussicht auf eine höhere strukturelle Inflation spricht vieles für den Anlageansatz von Stiftungsfonds, den wir seit Jahren befürworten. Zudem kann die Allokation bei Bedarf angepasst werden, von der gleichmäßigen Aufteilung auf Anleihen, Aktien und alternative Anlagen zu einer geringeren Gewichtung von Anleihen zugunsten von alternativen Anlagen, insbesondere Sachwerten wie Private Equity, Immobilien oder Private-Equity-Immobilien“, führen die Pictet-Experten aus.

Private Debt wird wichtiger

In diesem Jahr habe man beschlossen, auch für Private Debt und inflationsgebundene Anleihen langfristige Renditeerwartungen anzugeben, denn beide würden immer wichtiger, um die Diversifizierung einer strategischen Allokation zu optimieren. „Auch ihre hohen realen Renditen und ihre Eignung für ein aktives Management rechtfertigen bei höherer Inflation ihre Aufnahme in strategische Allokationen. Da Private Debt und inflationsgebundene Anleihen fester Bestandteil des Anlageansatzes von Stiftungsfonds sind, dürften sie die realen Renditen einer strategischen Asset-Allokation verbessern“, unterstreicht Pictet. Bei Private Equity rechnen die Strategen mit einer Rendite von 6%.

Aktien und Private Equity liegen vorn
AnlageklasseReale erwartete Renditen (%) (Lokalw.) *
Cash−1,5−0
Kern-Staatsanleihen−2−2
Investment-Grade-Unternehmensanleihen0−1,5
Hochzinsunternehmensanleihen1−3
Immobilien2,5−4
Large-Cap-Aktien3−4,5
Private Equity und Wagniskapital6
Quelle: PictetBörsen-Zeitung