Emerging-Markets-Aktien

Schwellenländer haben 2023 gute Perspektiven

Der Assetmanager Lazard sieht gute Perspektiven für Aktien aus den Schwellenländern in diesem Jahr. Die Länder weisen ein starkes Wachstum auf, Aktien haben starke Fehlbewertungen.

Schwellenländer haben 2023 gute Perspektiven

kjo Frankfurt

Die Erholung der Schwellenländeraktien dürfte sich 2023 fortsetzen. Diese Einschätzung vertritt James Donald, Leiter der Emerging-Markets-Plattform bei Lazard Asset Management. Dafür sprechen aus Sicht des Experten die erwartete Ausweitung des Wachstumsvorsprungs der Schwellenländer gegenüber den Industrienationen, die nachlassende Inflation, ein schwächerer Dollar und sich verbessernde Fundamentaldaten bei den Titeln aus diesen Regionen.

Frühindikatoren im Blick

„Wir gehen davon aus, dass sich die Differenz zwischen den Wachstumsraten in den Schwellenländern und den Industrienationen 2023 zugunsten der Emerging Markets ausweiten wird“, sagt Donald. Dies legen aus seiner Sicht mehrere Faktoren nahe. So erwartet er für das Jahr 2023 eine Verlangsamung des US-Wachstums­. Gleichzeitig dürfte in der Europäischen Union (EU) die Energierationierung den Abschwung verlängern und Großbritannien weiterhin mit einer tieferen und länger als erwartet ausfallenden Kontraktion zu kämpfen haben. Im Gegensatz dazu dürfte das Wachstum in den Schwellenländern im Jahr 2023 insgesamt relativ stark sein. Dies legen seiner Meinung nach Frühindikatoren wie z. B. die Einkaufsmanagerindizes des verarbeitenden Gewerbes nahe. „Das heißt für Anleger: Im Vergleich zu den Industrienationen werden die Schwellenländer im Jahr 2023 attraktiver werden.“

Auch die Tatsache, dass die Inflation in vielen Ländern im Verlauf des Jahres 2023 nachlassen dürfte, wirke sich positiv auf die Schwellenländer aus. „Die erwartete Verlangsamung der Inflation und die sich abschwächenden Aussichten für das Wirtschaftswachstum könnten es vielen Zentralbanken in diesen Regionen ermöglichen, sich in diesem Jahr eher auf Zinssenkungen als auf Zinserhöhungen zu konzentrieren“, sagt Donald.

Darüber hinaus bleibe die Entwicklung des Dollar ein entscheidender Einflussfaktor für die Entwicklung der Schwellenländer. Der Trade Weighted U.S. Dollar Index, ein handelsgewichteter Dollar-Index, der den Greenback mittels eines Währungskorbs mit 26 Währungen vergleicht, korreliere tendenziell negativ mit der realen Aktivität der Schwellenländer. „Wir sehen Hinweise, dass sich die Bedingungen für eine weitere Schwächung des Dollar herausbilden. So dürfte sich das US-Leistungsbilanzdefizit­ in den Jahren 2024 bis 2025 weiter verschlechtern und das Wirtschaftswachstum in den USA im Vergleich zum Euroraum oder den Schwellenländern zurückgehen. Zudem dürften Anleger beginnen, spekulative Dollar-Positionen aufzulösen“, so der Experte. Dazu passe, dass die Netto-Long-Positionen in Dollar im Verhältnis zu den offenen Positionen von einem Rekordhoch von 77% im Juni 2022 auf 53% gefallen seien.

Rentabilität erholt sich

Donald betont, dass sich die durchschnittliche Rentabilität der Unternehmen in den Schwellenländern weiter erholt habe. Nach einem Rückgang auf 9% während der Pandemie sei die Rentabilität bzw. die Eigenkapitalrendite – der Return on Equity – in den Schwellenländern um 5 Prozentpunkte auf etwa 14% zum Ende des Jahres 2022 gestiegen. „Trotz eines Rückgangs des Verschuldungsgrads und eines geringeren Kapital- und Warenumschlags von Unternehmen, welche sich negativ auf die Rentabilität auswirken, sehen wir einen Anstieg der Eigenkapitalrenditen, der wiederum auf bessere Nettogewinnmargen zurückzuführen ist.“ Aus regionaler Sicht hätten Lateinamerika und Europa, der Nahe Osten und Afrika Asien überholt, während aus sektoraler Sicht Grundstoffe, Energie, Industrie, Kommunikationsdienste und Finanzwerte in den vorigen zwei Jahren die größten Gewinner gewesen seien.

Hohe Abschläge

Für ein Investment in Schwellenländeraktien sprechen aus Sicht Donalds letztlich auch die aktuell sehr günstigen Bewertungen – sowohl auf der Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) als auch des Kurs-Buch-Verhältnisses (KBV), in absoluten Zahlen und im Vergleich zu den Aktien der Industrieländer. EM-Titel würden mit einem Abschlag von 35% beim KGV und 44% beim KBV gegenüber den Industrieländern gehandelt und seien damit so günstig bewertet wie seit fast zwei Jahrzehnten nicht. „Wir sind davon überzeugt, dass Schwellenländeraktien eine der am stärksten fehlbewerteten Anlageklassen sind, mit attraktiven Bewertungen im Vergleich zu historischen Niveaus.“ Sofern es nicht zu einer größeren globalen Rezession komme, spreche vieles dafür, dass die Schwellenländer 2023 in eine Phase der wirtschaftlichen Erholung und des höheren Wirtschaftswachstums eintreten würden.

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