Digitale Assets

S&P glaubt an Stablecoin-Zukunft

Im Stablecoin-Segment trennt sich die Spreu vom Weizen. Während algorithmische Token laut S&P Global keine Zukunft haben, könnten physisch besicherte Versionen systemische Bedeutung erlangen.

S&P glaubt an Stablecoin-Zukunft

xaw Frankfurt

Laut dem Analysedienstleister S&P Global könnten Stablecoins trotz der jüngsten Marktverwerfungen zu einem systemischen Bestandteil der Finanzwelt werden. „In den vergangenen beiden Monaten ist es am Kryptomarkt zu starken Turbulenzen gekommen – dabei haben sich Fiat-besicherte Token im Gegensatz zu algorithmischen Varianten aber gut gehalten“, sagte S&P-Chefvolkswirt Paul Gruen­wald während eines Webinars am Donnerstag. Anwendungen wie USD Coin seien in Krisenzeiten stabil geblieben, ihre Marktkapitalisierung sei aufgrund der hohen Investorennachfrage seit Anfang Mai sogar gestiegen.

Stablecoins sollen, wie ihr Name schon sagt, Wertstabilität gewährleisten. Viele der digitalen Token sind dabei durch Reserven im jeweiligen Basiswert besichert – häufig findet dabei der Dollar Verwendung, doch auch Gold, Staatsanleihen oder andere Währungen kommen zum Einsatz. So hat der Payment-Anbieter Circle für den 30. Juni die Lancierung eines wertstabilen Token auf Euro-Basis angekündigt. Daneben gibt es Stablecoins, die über Algorithmen auf Wertstabilität abzielen. Zu diesen gehört auch TerraUSD (UST) – der Token, der seine Bindung an den Dollar im Mai vollständig verloren hatte und somit wesentlich zur Talfahrt des gesamten Markts für digitale Anlagen beigetragen hatte.

Liquide Reserven nötig

Der UST-Crash zeigt laut Gruenwald, dass für Kryptoassets die gleichen Regeln wie für traditionelle Vermögenswerte gelten. „Glaubwürdigkeit ist ein zentrales Prinzip an den Märkten“, betonte der Ökonom. Emittenten müssten ihre an den Greenback gekoppelten Assets daher durch robuste und liquide Dollar-Reserven besichern, um Investoren langfristig zu überzeugen. Laut Mohamed Damak, bei S&P Global für die Analyse von Finanzdienstleistern aus dem Nahen Osten und Afrika zuständig, stehen hinter der Zukunft algorithmischer Stablecoins damit erhebliche Fragezeichen. „Die Marktteilnehmer haben zu einem gewissen Grad realisiert, dass diese Art von Token nicht wirklich stabil genannt werden kann“, sagte Damak.

Dass physisch besicherte Stable­coins dagegen durchaus eine Zukunft hätten, liegt laut S&P-Ratingspezialist Harry Hu an der geringen Innovationsgeschwindigkeit des traditionellen Finanzwesens. Schließlich gestalteten sich internationale Zahlungen über das konventionelle Bankensystem im Vergleich zu Kryptotransaktionen äußerst langsam und kostenintensiv. Laut Gruenwald muss die Glaubwürdigkeit von Stablecoins künftig allerdings durch externe, unabhängige und regelmäßige Audits der hinterlegten Sicherheiten gestärkt werden.

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