China

Toxische Tech-Aktien

Singapurs Staatsfonds hat seine Positionen bei chinesischen Tech-Werten zurückgefahren. Dies ist ein weiteres Signal dafür, dass die Vertrauensfrage zu Chinas Internetsektor neu gestellt werden muss.

Toxische Tech-Aktien

Der singapurische Staatsfonds Temasek gehört zu den renommiertesten Investoren im asiatischen Raum und ist stark bei chinesischen Aktien investiert – insbesondere solchen, die sich der „New Economy“ zuordnen lassen. Entsprechend lässt nun die Mitteilung aufhorchen, dass der Fondsriese seine Positionen bei chinesischen Internet- und Technologiewerten deutlich zurückgefahren hat und gleichzeitig ernste Vorbehalte gegenüber einem zeitigen Neueinstieg äußert.

Chinas brodelnde Tech-Szene hat den Anlegern in Hongkong, New York und Schanghai über Jahre hinweg eine traumhafte Performance beschert, doch ist der Hochgeschwindigkeitszug in diesem Jahr auf schwere regulatorische Hindernisse gestoßen und regelrecht entgleist. Angefangen mit der denkwürdigen Absage des potenziell weltgrößten Initial Public Offering (IPO) des Fintech-Giganten Ant Group und einer drakonischen Wettbewerbsstrafe für den E-Commerce-Marktführer Alibaba hat die Pekinger Regulierungsoffensive mehrere prominente Opfer gefunden, darunter der Gaming-Riese Tencent und der unmittelbar nach seinem New Yorker Börsengang heftig attackierte Fahrdienstvermittler Didi.

Temasek hat als früher Investor bei Ant und Didi durch die beiden malträtierten IPOs gewaltige Wertrealisierungschancen verpasst und natürlich auch unter den happigen Kursverlusten bei Alibaba und Tencent gelitten. Nun will man erst einmal abwarten, wie sich die nach wie vor undurchsichtige Pekinger Tech-Kampagne im Weiteren gestaltet. Löst sich die Sache bald wieder in Wohlgefallen auf oder sind bleibende Verwerfungen und ein anhaltend toxisches Marktklima zu erwarten?

Zweifelsohne muss die Vertrauensfrage zu Chinas Internetsektor neu gestellt werden. Negativ beantwortet hat sie anscheinend bereits die Hongkonger Hillhouse Capital. Die führende Private-Equity-Adresse im Asien-Pazifikraum hat ihr China-Tech-Portfolio ausgemistet und die Bestände bei Didi, Netease (Gaming), Pinduoduo (E-Commerce), Bilibili (Social Media) und Xpeng (E-Autos) liquidiert. Noch gibt es Optimisten, die den drastischen Kursverfall bei China-Tech vor allem auf marktpsychologische Gründe zurückführen und laut denen das Gröbste überstanden sein müsste. Sie stehen zum „Bottom­fishing“ bei überverkauften chinesischen Tech-Aktien bereit. Den mutigen Anglern sei Petri Heil gewünscht, doch lassen die Vorbehalte von Asienprofis wie Temasek und Hillhouse vermuten, dass sie vermehrt Giftmüll am Haken haben werden.

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