Finanzmärkte

Verfehlte Zuversicht über die Fed

Der von den jüngsten Inflationsdaten ausgelöste Optimismus der Marktteilnehmer über die Fed ist verfehlt. Der Beginn des Tapering rückt auch nach den Daten unweigerlich näher.

Verfehlte Zuversicht über die Fed

Von Christopher Kalbhenn,

Frankfurt

Wie ein Befreiungsschlag haben die US-Inflationsdaten vom Juli in der abgelaufenen Woche gewirkt. Den Dax haben sie über die Schwelle von 16000 katapultiert, und auch der Stoxx Europe 600 wurde auf historische Höchststände getrieben. Die Marktteilnehmer waren erleichtert darüber, dass die Inflationsraten nicht weiter hochgeschossen sind und in den Kernraten sogar ein Rückgang ausgewiesen wurde. Das schürte die Zuversicht, dass die Annahme der Fed, dass der sehr starke Preisauftrieb vorübergehender Natur ist, zutrifft, so dass die US-Währungshüter auch nicht so schnell und hart auf die Bremse treten müssen.

Zumindest in dieser Hinsicht ist die Zuversicht der Märkte aber wahrscheinlich verfehlt. Denn der Anfang der geldpolitischen Wende bzw. des Tapering, d. h. der Reduzierung der Anleihekäufe der Fed, rückt unweigerlich näher. Nach Einschätzung der BayernLB wird es im November so weit sein. Der letzte Arbeitsmarktbericht habe die Taper-Timeline maßgeblich verändert. Dank soliden Stellenaufbaus im Juli und einer Aufwärtsrevision der Juni-Zahlen sei die Arbeitslosenquote spürbar von 5,9% auf 5,4% gesunken. Die Trendwende habe sich auch in der Kommunikation der Fed-Mitglieder widergespiegelt. Zuvor hätten sich nur einige Falken für eine Reduktion der Anleihekäufe 2021 ausgesprochen. „Die letzten Wortmeldungen lassen je­doch ein Umdenken vermuten und scheinen unsere Prognose eines Tapering-Beginns im November zu bestätigen.“ Nach Einschätzung der Bank wird die Entscheidung in der Fed-Sitzung im September fallen, nach einem möglicherweise maßgeblichen Anstoß durch den Arbeitsmarktbericht vom August.

Die Nord/LB verweist darauf, dass die jüngsten Inflationsdaten auch keinen Grund zur Entwarnung geliefert haben. Die Frage, ob der Inflationsschub ein nur temporäres Phänomen sei, wie die Fed annehme, könne aktuell nicht seriös beantwortet werden. „Unseres Erachtens dürfte die Inflation 2021 in einem unangenehmen­ Bereich über 5% verharren, was eine klare Zielverfehlung für die Fed bedeutet. Erst im zweiten Quartal 2022 sehen wir dann eine preisliche Normalisierung durch eine Abnahme beim Konsumrausch, eine Behebung der meisten Knappheiten von technischen Gütern sowie ein zu der Arbeitsnachfrage besser passendes -angebot, was in Summe zu einer Inflationsrate von wieder unter 4% führen sollte. Bis dahin wird die Fed ihre sehr expansive Geldpolitik aber angepasst haben (müssen).“

Manche Experten halten für möglich, dass die Fed bereits auf dem am 26. August beginnenden Symposium in Jackson Hole ein Signal bezüglich des Tapering-Auftakts geben wird. Die Marktteilnehmer werden daher der Rede, die der Fed-Chairman Je­rome Powell am kommenden Dienstag hält, sicherlich mit gespitzten Ohren zuhören.