Digitalwährungen

Vertrauens­krise am Krypto­markt setzt sich fort

Führende Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether stehen anhaltend unter Druck. Nun setzen Investoren zunehmend mit Short-Vehikeln auf fallende Kurse der Cyberdevisen.

Vertrauens­krise am Krypto­markt setzt sich fort

xaw Frankfurt

Die Zeichen für einen Vertrauensverlust in Kryptowährungen mehren sich. So sind Short-Anlageprodukten auf Bitcoin laut dem Vermögensverwalter Coinshares in der vergangenen Woche Mittel im Rekordvolumen von 51 Mill. Dollar zugeflossen. Der Assetmanager führt dies zwar auch darauf zurück, dass der Produktanbieter Proshares Ende Juni den ersten Futures-basierten Exchange Traded Fund (ETF) der USA, mit dem Anleger auf fallende Bitcoin-Kurse setzen können, lanciert hatte. Allerdings liegt das in Short-Vehikeln auf die Digitalwährung verwaltete Vermögen auch insgesamt auf Allzeithochs, was laut Analysten durchaus Rückschlüsse auf die Stimmung am Kryptomarkt zulässt.

Bitcoin hat im laufenden Jahr bisher 60% an Wert verloren und notiert Stand Dienstagabend unterhalb der Marke von 19500 Dollar. Bei der zweitgrößten Cyberdevise Ether beläuft sich der Verlust gar auf mehr als 70%. Dabei spielt die restriktivere Geldpolitik der Fed laut Analysten eine bedeutende Rolle, da diese den Greenback antreibt und die Spot-Kurse vieler Digitalwährungen auf Dollar lauten. Zudem trifft der Liquiditätsentzug durch die Notenbanken Risiko-Assets und insbesondere den spekulativ geprägten Markt für Cyberdevisen hart.

Zudem hat der Kollaps des Stablecoins Terra USD (UST) das Vertrauen in digitale Assets laut Beobachtern erheblich erschüttert. Der Krypto-Token, der Wertstabilität gewährleisten sollte, hatte seine Bindung zum Dollar Anfang Mai vollständig verloren und wurde darauf im Zuge eines Wiederaufbauplans für die zugehörige Blockchain effektiv begraben. Weil die Organisation hinter UST aber großvolumige Bitcoin-Reserven hält und diese in dem Versuch, das eigene System zu stabilisieren, anzapfen musste, verstärkte sich der Druck auf die führende Cyberdevise.

Seither sind außerdem mehrere Digital-Assets-Dienstleister in Liquiditätsnöte geraten und haben somit für zusätzliche Unruhe gesorgt. Die Lending-Anbieter Celsius Network und Babel Finance, die Investoren mit dem Versprechen hoher Renditen zum Verleih von Kryptowährungen und Stablecoins bewegt hatten, verhängten im Juni Transaktions- und Auszahlungsstopps – zu Beginn der laufenden Woche setzte dann auch der Konkurrent Vauld die Abhebungen von seiner Plattform aus.

Der Hedgefonds Three Arrows Capital, der Geschäftsbeziehungen mit mehreren Lending-Firmen unterhielt, verspekulierte sich zudem mit gehebelten Long-Wetten auf digitale Assets. In der Folge musste er am Freitag einen Insolvenzantrag in New York stellen, zuvor hatte ein Gericht auf den Britischen Jungferninseln bereits die Abwicklung des Vehikels angeordnet.

In diesem Umfeld sorgte bei Investoren zudem für erhebliche Enttäuschung, dass die US-Börsenaufsicht SEC Spot-basierten Bitcoin-ETFs weiterhin die Zulassung verweigert.

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