Big Tech

Apple bleibt der Fels in der Brandung

Apple verteidigt in schwierigen Zeiten ihren Kultstatus. Der iPhone-Hersteller steckt die Konjunktureintrübung dank eines ausgefeilten Geschäftsmodells aus Hardware und Software weit besser weg als andere. Das Schlussquartal liegt über den Erwartungen.

Apple bleibt der Fels in der Brandung

Apple präsentiert sich einmal mehr als Ausnahmeunternehmen. Der iPhone-Hersteller warnt zwar auch davor, dass der Umsatz im Weihnachtsquartal angesichts von Inflation und eingetrübtem Konsumklima rückläufig sein könnte, steckt aber die seit vielen Monaten anhaltenden Schwierigkeiten durch Lieferengpässe einerseits und Kaufzurückhaltung bei den Verbrauchern andererseits bisher gut weg. Im Schlussquartal des Geschäftsjahres 2021/22 (per Ende September) bleibt sich die Technologieikone treu und übertrifft erneut die Erwartungen der Wall Street bei Umsatz und Ergebnis. Die Konzernerlöse stiegen um 8 % auf rund 90 Mrd. Dollar. Unterm Strich kam der Gewinn mit 20,7 Mrd. Dollar nur wenig voran, je Aktie kletterte er aber um 4 % auf 1,29 Dollar. Während der iPhone-Umsatz 42,6 Mrd. Dollar erreichte, der stärkste Wert in einem Quartal, hatten Analysten hier noch auf mehr gehofft. Dafür holte erneut die Mac-Reihe für Apple die Kohlen aus dem Feuer. Hier stiegen die Erlöse um mehr als ein Fünftel auf 11,5 Mrd. Dollar. Ungebremst wächst auch die Service-Sparte, zu der der App Store gehört. Hier kletterten die Einnahmen auf 19,2 (18,3) Mrd. Dollar. Das hochmargige Geschäft, in dem Apple Transaktionsprovisionen von 30 % nimmt, steht inzwischen für 21 % vom Gesamtumsatz.

„Wir haben besser abgeschnitten als erwartet, obwohl Wechselkurs-Effekte eine signifikante Belastung waren“, sagte Apple-Finanzchef Luca Maestri. Diese bezifferte er mit 10 %. Der Konzern verdaute im Quartal einen Kostenschub von rund 5 Mrd. Dollar. Die Kosten für Forschung und Entwicklung stiegen, besonders machten sich aber höhere Einkaufspreise sowie höherer Aufwand der Logistik bemerkbar. Gleichwohl lieferte das Unternehmen einen operativen Cashflow von 24 Mrd. Dollar ab und schüttete 29 Mrd. Dollar an die Aktionäre aus.

Mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft sprach Konzernchef Tim Cook vom bisher „stärksten Produktangebot“ der Kultfirma, wobei er wie nunmehr seit zweieinhalb Jahren auf eine konkrete Prognose verzichtete.

Die Apple-Aktie stemmte sich nachbörslich gegen den negativen Trend im Sektor und zog nach einem Schwächeanfall im späten Handel am Freitag deutlich an. Zuvor hatte Meta mit einem Umsatzrückgang im Quartal und einem deutlichen Kostenschub, der den Gewinn um die Hälfte einbrechen ließ, Entsetzen unter den Anlegern verbreitet. Auch die Google-Mutter Alphabet hatte tags zuvor herbe enttäuscht. Beide Tech-Konzerne sind stark von Werbeeinnahmen abhängig, die angesichts der Konjunkturschwäche zurückgehen.

Für Apple bewährt sich dagegen das ausgefeilte Geschäftsmodell aus Auftragsfertigung einer hochklassigen Hardware und anspruchsvoller Software sowie einer wachsenden Dienstesparte. Das Geschäft mit iTunes, dem App Store, Apple Music, der iCloud, Apple Care, Apple Pay, Lizenzgebühren (wie durch Googles vorinstallierte Suche auf iOS-Geräten), dem Gaming-Angebot Apple Arcade und dem Streaming-Dienst Apple TV+ blieb etwas unter den Erwartungen der Analysten, ist aber dennoch inzwischen der zweitgrößte Unternehmensbereich. Apple hält hier alle Fäden in der Hand und feilt an einem Geschäftsmodell, das in den vergangenen Monaten aufgrund neuer Regeln zur Privatsphäre der Kunden sowie bei sogenannten In-App-Käufen in der Branche für Aufruhr gesorgt hatte. Insbesondere die Meta-Töchter Facebook und Insta­gram sind dadurch im Werbegeschäft mehr getroffen, als sie zunächst angenommen hatten. Meta-Chef Mark Zuckerberg hatte Apple dafür scharf angegriffen. Cook unterstrich dagegen bei der Zahlenvorlage erneut das „Commitment“ zum Schutz der Privatsphäre, mit dem Apple die Kunden stärken an die eigenen Dienste zu binden hofft.

Das sich abzeichnende schwache Weihnachtsgeschäft bedeutet für

Amazon, dass der Online-Riese für sich selbst wohl keine Geschenke unterm Tannenbaum finden wird. Der Konzern stellt für das laufende vierte Quartal einen Umsatz von 140 bis 148 Mrd. Dollar in Aussicht. Analysten hofften bislang aber auf rund 155 Mrd. Gleichzeitig warnte das Unternehmen wegen steigender Kosten vor einem möglichen Gewinneinbruch. Das operative Ergebnis werde voraussichtlich bei 0 bsi 4 Mrd. Dollar liegen, nach 3,5 Mrd. im Vorjahreszeitraum. Die Ankündigung führte zu einem Ausverkauf bei Amazon-Aktien, die nachbörslich um ein Fünftel absackten und am Freitag 10 % einbüßten.

Obwohl die Beiträge für die Prime-Mitgliedschaft und andere Gebühren angehoben wurden und in diesem Jahr zwei Sonderverkaufsaktionen waren, bliebt der Umsatz mit 127 Mrd. Dollar knapp hinter den Erwartungen. Das Cloud-Geschäft wuchs zwar um 28 %, enttäuschte mit Erlösen von 21 Mrd. Dollar aber ebenfalls. Lediglich der Gewinn lag mit 2,9 Mrd. Dollar über den Prognosen.

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