Geldpolitik

Bank of Japan trotzt dem Finanzmarkt

Die japanische Notenbank hält nach ihrer leichten Kurskorrektur im Dezember an ihrer lockeren Geldpolitik fest. Die „Öffnung der Büchse der Pandora“, die die Märkte erwartet hatten, bleibt aus.

Bank of Japan trotzt dem Finanzmarkt

mf Tokio

Ein weiteres Mal hat die Bank of Japan den Finanzmarkt auf dem falschen Fuß erwischt. Im Dezember hatte die Zentralbank überraschend das Toleranzband für die Rendite von 10-jährigen Staatsanleihen ausgeweitet. Die Kursänderung wurde allgemein als die „Öffnung der Büchse der Pandora“ interpretiert. Daraufhin positionierten sich viele Akteure für eine weitere monetäre Straffung, verkauften japanische Staatsanleihen und spekulierten auf eine Aufwertung des Yen.

Enttäuschte Erwartungen

Doch solche Erwartungen enttäuschte die Bank of Japan (BoJ) am Mittwoch, als sie ihre Geldpolitik trotz des Drucks nicht änderte. Der Leitzins blieb bei −0,1% und die Obergrenze für die 10-jährige Rendite von Staatsanleihen bei +0,5%. Die Reaktionen fielen heftig aus: Der Nikkei 225 schloss um 2,5% und der marktbreite Topix um 1,7% höher, der Topix-Index für Banken sackte um bis zu 3,8% ab, die 10-jährige Anleiherendite fiel von 0,51% am Vortag auf bis zu 0,38%, und Japans Währung wertete um 3 Punkte auf 131 Yen je Dollar auf.

Die BoJ hatte seit Weihnachten massiv Staatsanleihen gekauft. Am Freitag markierte das Kaufvolumen von 10 Bill. Yen (71 Mrd. Euro) einen Tagesrekord, weil die BoJ auf diese Weise die 10-jährige Rendite unter die neue Obergrenze von 0,5% drücken wollte. Diese Entwicklung ist keine rein japanische Angelegenheit. Denn japanische Adressen gehörten im Zeitraum von 2011 bis 2020 zu den größten Käufern von Auslandsanleihen. Sollten sie verstärkt in ihre Heimat zurückkehren, dürften darunter die globalen Bond-Renditen leiden.

Gouverneur Haruhiko Kuroda erklärte, eine breitere Spanne sei nicht notwendig. „Die Kontrolle der Renditekurve ist ausreichend tragfähig“, betonte der 78-Jährige. „Die Funktionsweise des Marktes wird sich in Zukunft verbessern.“ Den Erwartungen vieler Akteure erteilte er eine Absage: „Keine Zentralbank sagt dem Markt vor ihrem Treffen, was sie tun wird. Es gibt keinen Grund, warum Zentralbanken und Finanzmarkt die gleiche Idee haben müssen.“

Dazu passte, dass die BoJ ihre Prognosen für die Inflationsraten lediglich leicht nach oben korrigierte – für das bis Ende März laufende Fiskaljahr von 2,9 auf 3,0% und für 2024 von 1,6 auf 1,8%. Damit ignorierte die Notenbank, dass die Kerninflation seit acht Monaten über ihrer offiziellen Zielrate von 2,0% liegt. Zugleich erwarten die Währungshüter weniger Wachstum. Die Wirtschaftsleistung soll im laufenden Fiskaljahr um 1,9% statt wie bislang vorausgesagt um 2,0% zunehmen. Für 2024 erwartet die BoJ statt 1,9% nur noch 1,7% an Wachstum.

Druck auf Renditen

Kuroda schloss negative Zinssätze bei Refinanzierungsgeschäften nicht aus. Damit meinte er, dass die BoJ den Geschäftsbanken künftig Geld auch mit flexiblen Raten von bis zu weniger als 0% für bis zu 10-jährige Kredite bereitstellt. Bisher hatte sie die Zinsrate für solche Kredite fixiert. Auf diese indirekte Weise kann die Zentralbank nun Druck auf die Renditen am Anleihemarkt ausüben. Diese Maßnahme sei ein „Taschenspielertrick“, kommentierte Nord/LB-Analyst Tobias Basse. Damit zögere die BoJ nur eine eigentlich unvermeidliche Entscheidung über das Ende der 2016 eingeführten Kontrolle der Renditekurve heraus.

Marcel Thieliant, Japan-Ökonom bei Capital Economics, erwartet, dass der neue BoJ-Gouverneur im April diesen Schritt vollzieht, weil die Strategie nicht mehr nachhaltig sei. Kuroda geht nach zehn Rekordamtsjahren in Pension, die Regierung stellt seinen Nachfolger möglicherweise am 10. Februar dem Parlament vor. Auch Mari Iwashita, Chefökonomin der Investmentbank Daiwa, sagte, die „Kuroda-Bazooka ist vorbei“. Der neue Gouverneur könne die Dinge ändern und von vorn anfangen. Ökonom Norihiro Yamaguchi von Oxford Economics schätzt dagegen das Risiko als hoch ein, dass die BoJ die Obergrenze für die 10-jährige Rendite auf +0,75% oder +1,00% anhebt.

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