Green Bonds

Ein Standard in Grün

Europas Bondmarkt hat ein neues Label für grüne Anleihen bekommen. Das ist begrüßenswert. Das könnte ein Vorreiter für den internationalen Markt sein.

Ein Standard in Grün

Der europäische Bondmarkt ist um ein weiteres Label reicher, und zwar den European Green Bond. Es ist also ein Green-Bond-Standard, eine Art Sicherheitsetikett, dass Gelder aus der grünen Anleihe auch in solche grünen Investitionsobjekte fließen, die sich Anleger darunter vorstellen. Damit soll Greenwashing vermieden und Anlegern somit Sicherheit gegeben werden.

In diesen Tagen haben sich die Verantwortlichen, also Vertreter von EU-Staaten und Europaparlament, auf einen Kompromiss zu diesem Green-Bond-Standard geeinigt. Jahrelang war nun schon hierum gerungen worden. Orientierungspunkt ist die Taxonomie, die Marktakteuren die Kriterien für grüne Finanzinstrumente vorgibt. Der Markt hat also fast 16 Jahre nach Begebung der ersten grünen Anleihe seitens der Europäischen Investitionsbank (EIB) nun sein Label für Green Bonds bekommen. Im Juli 2007 emittierte die im Großherzogtum Luxemburg beheimatete Bank der Europäischen Union (EU) ihre erste grüne Anleihe, die an den Märkten besser als CAB (Climate Awareness Bond) bekannt ist. Anfangs wurden die EIB und auch andere Akteure im Green-Bond-Markt mitunter ein wenig für dieses Unterfangen belächelt. Viele Marktakteure und auch Beobachter glaubten nicht, dass der Markt einmal richtig in Gang kommen würde. Doch es folgte ein weltweiter Siegeszug der grünen Anleihen. Nicht nur der Bereich der SSA-Emittenten (Supranationals, Sub-Sovereigns und Agencies) emittierte grüne Anleihen, es folgten schnell Staaten, Banken und Unternehmen.

ICMA schafft Grundlage

Der Markt entwickelte sich auch auf der Grundlage freiwilliger Prozessleitlinien für Emittenten, der sogenannten Green Bond Principles der International Capital Market Association (ICMA). Hier folgten später auch entsprechende Principles der ICMA für soziale und nachhaltige Anleihen. Heute ist der Markt der grünen, sozialen und nachhaltigen Anleihepapiere laut Daten von Environmental Fi­nance Data mittlerweile mehr als 3,1 Bill. Dollar schwer, die Billion im deutschen Sinne versteht sich.

Der neue Standard European Green Bond ist ohne Zweifel wertvoll und begrüßenswert. Denn er gibt Emittenten und Investoren gleichermaßen Sicherheit, dass auch dort Grün drin ist bzw. sein sollte, wo es draufsteht. Die Verantwortlichen haben immer wieder auf Gefahren hingewiesen. Werner Hoyer, Präsident der EIB, hat immer wieder betont, wie wichtig es ist, dass verhindert wird, dass mal jemand daherkommt und eine Anleihe einfach nur grün anstreicht. Das musste um alles in der Welt vermieden werden. Denn ein großer Greenwashing-Skandal hätte erhebliche Beeinträchtigungen für den gesamten Green- und Sustainable-Finance-Markt zur Folge.

Mit der Verabschiedung eines solchen europäischen Standards für grüne Anleiheinstrumente ist jetzt nicht damit zu rechnen, dass der Markt nochmals einen enormen Emissionsschub bekommt –zumindest in der kurzen Sicht. Schließlich kommt das neue Label nicht vollkommen überraschend auf die Märkte zu, sondern ist das Ergebnis eines jahrelangen Entwicklungsprozesses, an dem auch die EIB und die ICMA immer wieder maßgeblich beteiligt gewesen sind.

Es steht noch Arbeit an

Die Arbeit ist für die Green-Bond-Akteure damit aber nicht zu Ende, das ist praktisch jedem im Markt bekannt. Europa ist bei dem Green-Bond-Standard wieder in der Vorreiterrolle, so wie man es bei den grünen Anleihen schon war. Wichtig ist für den Green-Bond-Markt auf internationaler Ebene nun auch, dass einzelne Regionen bzw. Jurisdiktionen nicht alle mit ihren eigenen Standards in Sachen grüne Anleihen aufwarten und es damit eine Label-Zersplitterung gibt: ein Label für die USA, eines für Asien, eines für Europa, eines für Afrika usw.

Dem neuen Standard liegt bekanntermaßen eine gewisse Freiwilligkeit zugrunde, was in der Community sehr begrüßt wird. Und so ist es zu hoffen, dass sich diese Freiwilligkeit in der internationalen Etablierung fortsetzt. Dafür bestehen sicher gute Chancen. Denn schon die Green Bond Principles der ICMA sind bekanntlich auch freiwillige Prozessleitlinien, die auf wenigen Seiten Papier untergebracht wurden und schließlich auch dazu geführt haben, dass der Green-Bond-Markt heute diese Erfolgsgeschichte vorweisen kann. Es ist weiter zu hoffen, dass der neue Standard dem Markt ein noch solideres Fundament verschafft. Die Aussichten hier stehen aber doch recht gut, denn der Standard ist ein Schritt in die richtige Richtung.

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