Indexfonds

ETFs statt Bankschuldverschreibungen

Ein Vorteil der ETFs im Vergleich zu Zertifikaten ist ihre Auflegung als sichere Ucits-Fonds. Die kostengünstigen Indexfonds wachsen kräftig weiter. Potenzial besteht vor allem in Europa.

ETFs statt Bankschuldverschreibungen

In den vergangenen Jahren haben die börsennotierten Indexfonds, die Exchange Traded Funds, kurz ETFs, geradezu geboomt. Die Zahl der ETFs wächst stetig, per Ende Februar sind es laut dem Analysehaus ETFGI weltweit 9613 Produkte, während die global in ETFs angelegten Gelder 9,4 Bill. Dollar betragen. Auch im schwierigen Börsenjahr 2022 sind der ETF-Branche weltweit und in Europa frische Gelder zugeflossen, während hierzulande offene Publikumsfonds nach Angaben des Branchenverbands BVI Abflüsse hinnehmen mussten. Hinter den offenen Publikumsfonds stecken übrigens vorwiegend aktiv gemanagte Produkte, aber auch ETFs. Auch in den ersten Monaten des laufenden Jahres bleiben die börsennotierten Indexfonds weltweit und in Europa mit neuerlichen Mittelzuflüssen gefragt. Laut ETFGI war der Februar für die weltweite ETF-Industrie übrigens der 45. Monate in Folge mit Nettomittelzuflüssen.

Dafür, dass ETFs so erfolgreich sind, gibt es eine Reihe von guten Gründen. Mit den Turbulenzen im Banksektor rückt nun ein wesentlicher Vorteil von ETFs wieder stärker in den Vordergrund. Denn in Europa werden ETFs im gut regulierten Ucits-Fondsmantel aufgelegt. Und Fonds sind bekanntlich Sondervermögen, die dem Anleger gehören. Hingegen bergen als Bankschuldverschreibungen aufgelegten Zertifikate und strukturierte Produkte ein Emittentenrisiko. Das hat inzwischen auch die Lehman-Oma oder der Lehman-Opa wahrscheinlich gelernt. Übrigens begann vor allem nach der großen Finanzkrise, sprich nach 2008, der große Aufstieg der ETFs. Weil eben die Ucits-Hülle stimmt, ein Emittentenrisiko braucht kein institutioneller Investor und auch kein privater Anleger. Vor allem bei Themen wie der Altersvorsorge geht Sicherheit vor. Dies erkennen auch Anleger, die bei kaum regulierten und wenig transparenten Containerfonds Lehrgeld bezahlt haben.

Aber bieten nicht auch aktiv gemanagte Fonds dieselbe Sicherheit wie ETFs? Ja, natürlich, auch sie sind über den Ucits-Mantel gut regulierte Sondervermögen. Aber warum kaufen immer mehr Menschen beim Discounter? Weil sie dort qualitativ überzeugende Produkte für einen im Vergleich sehr günstigen Preis bekommen. Entsprechendes gilt für viele ETFs. Sie weisen bei einem meist breit diversifizierten Investment sehr niedrige laufende Kosten auf, die deutlich niedriger als die von aktiven Fonds sind. Mit Performance Fees oder hohen Bestandsprovisionen werden ETFs in der Regel nicht aufgelegt. Und bei börsengehandelten Indexfonds gibt es meist auch keine Ausgabeaufschläge, die häufig hohe Kosten für Anleger beinhalten. Warum bauen immer mehr Profis wie Institutionelle ihre Portfolios über ETFs auf? Weil ETFs in aller Regel transparent und kostengünstig sind und sie die oben beschriebenen Kostenfallen nicht enthalten.

Nun ist natürlich nicht jeder aktive Fonds schlecht, allein weil er eine höhere Kostenbelastung aufweist. Und manche ausgewählten aktiven Manager sind sogar auf Dauer außerordentlich erfolgreich und schneiden langfristig besser als vergleichbare ETFs ab. Doch führen die höheren Kosten der aktiven Fonds zu einem systematischen Performancenachteil. Daher gelingt es in der Praxis den meisten aktiven Fonds eben nicht, in der Wertentwicklung besser als vergleichbare ETFs abzuschneiden. Dies war übrigens auch im schwierigen Börsenjahr 2022 so: Laut einer Untersuchung von Scope konnten nur 33% von fast 1900 betrachteten aktiven Fonds ihren Vergleichsindex schlagen.

Vor allem in Europa haben ETFs in den kommenden Jahren enormes Wachstumspotenzial. Liegt doch laut Sean Hagerty, Europachef von Vanguard, der Marktanteil von Indexinvestments in Europa mit 10 bis 15% auf noch relativ niedrigem Niveau und ist auch sehr viel niedriger als in den USA. Dies haben auch etliche Assetmanager erkannt, die jetzt wie die DWS ihr ETF-Geschäft weiter ausbauen.

Alles in allem werden ETFs im gut regulierten Ucits-Mantel daher auf der Überholspur bleiben. Allerdings gibt es auch bei dem Erfolgsprodukt ETFs Fallstricke. Denn eine weitgehend sichere Hülle und niedrige Kosten allein sorgen nicht dafür, dass ein Investment sich auch lohnt. Auch bei den ETFs ist der Inhalt wichtig. Langfristig erfolgversprechend sind breit diversifizierte Aktien-ETFs oder auf einer breiten Researchbasis beruhende Faktor-ETFs. Hingegen bergen eng fokussierte Themen-ETFs doch mitunter erhebliche Risiken. Das ist wie beim Discounter: Nicht alle Produkte sind beim Aldi gut, aber die meisten.­­­­­

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