Geldpolitik

EZB-Hardliner für weitere Straffung

Am Mittwoch hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde die volle Flexibilität der EZB hinsichtlich des weiteren Zinskurses betont. Nun machen die Hardliner klar, wohin aus ihrer Sicht die Reise geht – Richtung weiterer Zinserhöhungen.

EZB-Hardliner für weitere Straffung

ms Frankfurt

Bei den Hardlinern im EZB-Rat wächst offenbar die Zuversicht, dass die jüngsten Bankenturbulenzen ohne große Verwerfungen in der Euro-Wirtschaft bleiben – weswegen sie für weitere Zinserhöhungen im Kampf gegen die zu hohe Inflation plädieren. Am Donnerstag äußerten sich mit dem niederländischen Zentralbankchef Klaas Knot und Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann gleich zwei EZB-Ratsmitglieder aus dem „Falken“-Lager in diese Richtung.

Die EZB hatte vergangene Woche trotz der Sorge vor einer neuen Finanzkrise ihre Leitzinsen wie zuvor avisiert erneut um 50 Basispunkte angehoben. Zugleich hielt sie sich aber zum weiteren Kurs sehr bedeckt und strich die Forward Guidance, mit der sie nach den vorherigen Zinserhöhungen stets weitere Schritte in Aussicht gestellt hatte. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte bereits da, dass weitere Zinserhöhungen möglich seien, wenn sich die Finanzturbulenzen beruhigten.

Notenbanker Knot geht nun davon aus, dass die EZB ihre Leitzinsen im Mai wahrscheinlich anheben muss. Angesichts der Turbulenzen um die Credit Suisse könne er allerdings nicht beurteilen, wie groß der Schritt im übernächsten Monat ausfallen sollte, sagte er am Donnerstag zu Reportern. „Ohne diese Episode wären die Risiken für die Inflationsaussichten so stark nach oben gerichtet gewesen, dass ich sehr überzeugt gewesen wäre, dass wir im Mai einen weiteren Schritt machen müssen“, so Knot. „Ich denke immer noch, dass wir im Mai einen weiteren Schritt machen müssen, weiß aber nicht, wie groß dieser sein wird.“

Laut Holzmann werden die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor kaum Einfluss auf die nächste Zinsentscheidung der EZB haben. Die Folgen des Zusammenbruchs der Silicon Valley Bank und der Notverkauf der Credit Suisse an die Rivalin UBS würden zwar bei der nächsten EZB-Sitzung im Mai in Betracht gezogen, sagte der Notenbanker am Donnerstag. „Aber aus jetziger Sicht und gerade die Entwicklung der letzten Tage hat nicht gezeigt, dass das wirklich Effekte haben wird.“

Am Mittwoch hatte Lagarde die komplette Offenheit der EZB hinsichtlich des weiteren Zinskurses betont. Die EZB sei „nicht festgelegt“ auf weitere Zinsschritte. Für den Fall, dass sich die Unruhe an den Finanzmärkten legt und sich die Wirtschaft wie erwartet entwickelt, stellte sie aber erneut weitere Zinserhöhungen in Aussicht. (vgl. BZ vom 23. März).

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