Geldpolitik

Fed deutet Kurs­entschärfung an

Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank hat ein weiteres Mal kräftig an der Zinsschraube gedreht. Gleichzeitig signalisierte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell, dass die Währungshüter das Tempo, mit dem sie im Kampf gegen die hohe Inflation weitere Straffungen beschließen, bremsen könnten.

Fed deutet Kurs­entschärfung an

det Washington

Der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank hat wie erwartet das vierte Mal in Folge den Leitzins um 75 Basispunkte hochgeschraubt und gleichzeitig vorsichtige Signale dafür geliefert, dass schon bei der nächsten Sitzung des Lenkungsgremiums im Dezember ein kleinerer Zinsschritt bevorstehen könnte. Notenbankchef Jerome Powell betonte einerseits die andauernd hohe Inflation, wies aber auch auf die deutlich schwächere Konjunktur hin. Um wieder zu dem Inflationsziel von 2% zurückzukehren, seien weitere Anhebungen des Leitzinses angemessen, sagte der Fed-Chef. Gleichwohl betonte er, dass „das Tempo künftiger Zinsschritte auch von den kumulativen geldpolitischen Maßnahmen und der Verzögerung abhängen wird, mit der sich die Geldpolitik auf die Gesamtwirtschaft und die Inflation auswirkt“. Laut Powell „verliert das Tempo künftiger Zinserhöhungen nun an Bedeutung“. Ökonomen werteten dies als Zeichen dafür, dass der Zinszyklus zwar keineswegs beendet sei, die Gefahr einer Rezession aber die Fed veranlassen könnte, nun weniger aggressiv an der Zinsschraube zu drehen.

Der Zielkorridor für die Federal Funds Rate liegt nun jedenfalls bei 3,75 bis 4,0%. Das ist der höchste Stand seit Dezember 2007. Seit März dieses Jahres hat das FOMC den Satz sechs Mal um insgesamt 3,75 Prozentpunkte hochgeschraubt. Auch wollen die Währungshüter an dem Tempo des Bilanzabbaus festhalten und die Bilanzsumme weiter um 95 Mrd. Dollar pro Monat reduzieren.

Viele Analysten hatten angesichts des langsam nachlassenden Inflationsdrucks und der wachsenden Rezessionsgefahr damit gerechnet, dass Powell das Tempo der Straffungen allmählich zurücknehmen würde. „Es besteht eine gute Chance, dass sowohl die Kerninflationsrate als auch die Lohnsteigerungen demnächst geringer ausfallen und die Zinserhöhung, die wir im Dezember erwarten, die letzte sein wird“, sagte Ian Shepherdson, Chefvolkswirt bei Pantheon Macroeconomics.

Ob die Währungshüter diese Einschätzung teilen, wird sich nach der FOMC-Sitzung im Dezember herausstellen. Dann wird der Ausschuss seine aktualisierten Konjunktur- und Zinsprognosen veröffentlichen. Im September hatten die FOMC-Mitglieder bis Ende dieses Jahres einen Leitzins von 4,4% und 2023 einen Durchschnittswert von 4,6% unterstellt. Das entspräche im Dezember einer weiteren Anhebung um 50 und dann im kommenden Jahr zusätzliche 25 Basispunkte.

Folgen für den Arbeitsmarkt

Dass die von der Fed vorgenommene Kursverschärfung sich auch am Arbeitsmarkt bemerkbar macht, zeigt der jüngste Bericht des Arbeitsmarktdienstleisters Automatic Data Processing (ADP). Demnach stiegen im Privatsektor ohne Berücksichtigung der Landwirtschaft die Neueinstellungen im Oktober um 239000. Zwar lag die Zahl über den von Bankvolkswirten prognostizierten 195000 neuen Stellen. Die neuen Jobs entfielen aber fast ausschließlich auf Dienstleistungsunternehmen, die 247000 neue Mitarbeiter beschäftigten. Im produzierenden Gewerbe wurde hingegen ein Minus von 8000 gemessen. „Das verarbeitende Gewerbe reagiert viel empfindlicher auf Zinserhöhungen“, erklärte ADP-Chefökonomin Nela Richardson. Dort seien geringere Lohnsteigerungen sowie „ein von der Fed getriebener Nachfrageeinbruch zu beobachten“, sagte Richardson.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.