John J. Ray

FTX-Insolvenz­verwalter fordert Spenden zurück

FTX-Gründer Sam Bankman-Fried hat sich als Philanthrop inszeniert. Begünstigte seines Unternehmens sollen erhaltene Spenden nach Willen von Insolvenzverwalter John J. Ray nun aber zurückgeben.

FTX-Insolvenz­verwalter fordert Spenden zurück

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Nach dem Kollaps der Kryptobörse FTX fordert Insolvenzverwalter John J. Ray millionenschwere Spenden zurück, die das Unternehmen unter Gründer Sam Bankman-Fried getätigt hatte. Der Wohltätigkeitsarm der Handelsplattform namens Future Fund sicherte mehr als 110 Non-Profit-Organisationen gemäß seiner inzwischen abgeschalteten Webseite bis September 2022 Zuwendungen von mehr als 160 Mill. Dollar zu. Unter den Begünstigten waren Biotech-Start-ups und Projekte aus dem Bereich der erneuerbaren Energien. Die Spenden flossen im Verlauf des vergangenen Jahres auch weiter, als die Kurse am Kryptomarkt schon massiv unter Druck geraten waren.

Zinserhebung angedroht

In einer Pressemitteilung von FTX heißt es, mehrere Empfänger von Zuwendungen seien an das neue Management unter Führung des als CEO agierenden Ray herangetreten und wollten das erhaltene Geld zurückgeben. Das Unternehmen fordert andere Begünstigte nun dazu auf, diesen Beispielen zu folgen. Sollten Spendennehmer dem nicht nachkommen, will FTX vor dem Insolvenzgericht eine Rückgabe der Gelder erwirken – samt Zinsen.

Dabei besteht allerdings die Schwierigkeit, dass viele Begünstigte zumindest Teile der Mittel bereits ausgegeben haben dürften. Zudem ist der Future Fund wohl nicht die einzige FTX-Einheit, die großvolumige Spenden geleistet hat. Das neue Management steht daher vor der Herausforderung, ein Geflecht von Zuwendungen aus verschiedenen Quellen zu entwirren.

Für den erfahrenen Insolvenzverwalter Ray, der schon die Restrukturierung des Bekleidungsherstellers Fruit of the Loom und die Abwicklung des Energiekonzerns Enron begleitete, dürfte die FTX-Pleite einen der schwierigsten Fälle seiner langen Karriere darstellen. Bereits kurz nach seiner Einsetzung schimpfte der 64-Jährige, „noch nie ein so umfassendes Versagen der Unternehmenskontrolle und ein solch vollständiges Fehlen vertrauenswürdiger Finanzinformationen“ gesehen zu haben wie bei der Kryptoplattform. Diese stellte am 11. November in den USA einen Antrag auf Gläubigerschutz, nachdem eine Lücke von bis zu 8 Mrd. Dollar zwischen ihren Assets und Verbindlichkeiten offenbar geworden war. Bankman-Fried muss sich nun wegen Betrugs vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 30-Jährigen vor, FTX-Kundengelder missbraucht zu haben, um riskante Wetten seines Trading-Hauses Alameda Research zu finanzieren.

Bankman-Fried plädiert auf „nicht schuldig“. Einem Sprecher des Unternehmers zufolge stammen die FTX-Spenden aus Handelsgewinnen und nicht aus Kundengeldern. Der Gründer der Plattform betonte in der Vergangenheit mehrfach, sein inzwischen implodiertes Vermögen von zeitweise 26 Mrd. Dollar aufgebaut zu haben, um philanthropischen Zwecken nachgehen zu können. Zuletzt räumte er in einem Interview mit dem „Wall Street Journal“ aber ein, seine Spenden auch als Marketinginstrument eingesetzt zu haben.

Neben Non-Profit-Organisationen begünstigte Bankman-Fried im Zuge einer umfangreichen Lobbykampagne in Washington Politiker und Interessengruppen. Die Staatsanwaltschaft erhebt den Vorwurf, der 30-Jährige­ habe dabei Wahlkampf­regeln verletzt.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.