M&A

Kaufpreise für Mittelständler fallen

Die Übernahmepreise für europäische Mittelständler fangen an zu fallen – wenn auch bisher nur leicht. Gezahlt wird zehnmal das Ebitda. Das zeigt der Index der Private-Equity-Gruppe Argos Wityu für das vierte Quartal 2022.

Kaufpreise für Mittelständler fallen

Die durchschnittlichen Kaufpreise für europäische Mittelständler sind im vierten Quartal 2022 leicht gefallen. Der „Mid Market“-Index der Private-Equity-Gruppe Argos Wityu ging leicht zurück auf das 9,9-Fache des Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen). Es sei das erste Mal seit dem zweiten Quartal 2020, dass der Index unter die Marke von 10 fällt, teilte das europäische Unternehmen mit Büros in Paris, Frankfurt, Brüssel, Genf, Luxemburg und Mailand mit.

Der Index bildet seit 2004 die Bewertungen nichtbörsennotierter Mittelständler in der Eurozone ab, an denen in den jeweils zurückliegenden sechs Monaten eine Mehrheit übernommen wurde. Frank Hermann, Managing Partner von Argos Wityu in Frankfurt, kommentiert, die Kaufpreise für mittelständische Unternehmen im Euroraum fingen „wie erwartet“ an zu fallen. „Doch ein Blick auf die M&A-Aktivität in dem Segment zeigt: Zwar ging der Gesamtwert der Transaktionen zurück, getrieben vor allem vom oberen Ende des Marktes“, sagt Hermann. „Doch die Anzahl der Transaktionen hielt sich auf einem stabilen Niveau. Sowohl im vierten Quartal als auch im Gesamtjahr 2022.“ Kleinere Deals hätten sich im verschlechterten Umfeld als resilient erwiesen.

Bisher ist der Rückgang des Kaufpreisindex noch relativ leicht, aber der Prozess scheint begonnen zu haben: Die jüngsten Transaktionen in der Stichprobe des Index weisen niedrigere Multiples auf. Sie bestätigen den vor dem Hintergrund hoher Zinsen, gestiegener Inflation und des Krieges in der Ukraine erwarteten Rückgang der Bewertungen.

Die augenscheinliche Stabilität verdeckt laut Argos Wityu die größer werdende Kluft – auf einem Rekord von 4-mal Ebitda – zwischen dem oberen Marktende, das jetzt bei 12,6-mal Ebitda liegt, und dem unteren Ende, an dem die Multiples auf 8,6-mal Ebitda gesunken sind. Am oberen Marktende habe sich das Geschehen auf eine wesentlich geringere Anzahl hochwertiger Assets mit Preissetzungsmacht konzentriert.

Trotz der gesunkenen Bewertungen vereinbarte der börsennotierte Frankfurter Finanzinvestor DBAG (Deutsche Beteiligungs AG), der vor allem in Mittelständler investiert, im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2022/2023 gleich drei sowie im Februar 2023 eine vierte Veräußerung. „Besonders erfreulich ist, dass diese Veräußerungen die beiden Wachstumssektoren Breitband-Telekommunikation und IT-Services und Software sowie eine Beteiligung aus Italien betreffen“, kommentiert Torsten Grede, Vorstandssprecher der DBAG. „Damit tragen die strategischen Entscheidungen der Verbreiterung unseres Sektorfokus und der geografischen Erweiterung nach Italien nun Früchte.“ Auch in dem „herausfordernden Kapitalmarktumfeld“ fänden Transaktionen statt. Verkauft wurde unter anderem die Beteiligung am IT-Unternehmen Cloudflight an den Schweizer Finanzinvestor Partners Group. Das brachte der DBAG nach eigenen Angaben mehr als das Vierfache des eingesetzten Kapitals ein.

Der Nettovermögenswert der DBAG-Beteiligungen stieg im vierten Quartal des Jahres 2022 von 580 Mill. auf 620 Mill. Euro. Das Ergebnis aus der Fondsberatung schrumpfte von 3,7 Mill. auf 3,5 Mill. Euro. Und die Erträge aus dem Beteiligungsgeschäft verbesserten sich von einem Minus von 9 Mill. Euro auf 41 Mill. Euro. Unter dem Strich steht ein Konzernergebnis von 42 Mill. Euro nach einem Verlust von 8 Mill. Euro.

Der Kurs der DBAG-Aktie reagierte mit einem Minus von zeitweise 3,7 % auf 30,20 Euro. Die Marktkapitalisierung hat sich damit seit Ende 2021 um ein Viertel auf 570 Mill. Euro verringert. Haupteigentümer ist die Familie Rossmann mit 21,3 %.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.