Transport- und Logistikbranche

Mehr Resilienz durch Übernahmen

Im vergangenen Jahr gingen die M&A-Aktivitäten in der Transport- und Logistikindustrie um ein Fünftel zurück. Gründe waren laut PwC Deutschland der Krieg in der Ukraine und die Belastungen durch hohe Energiepreise.

Mehr Resilienz durch Übernahmen

md Frankfurt

Der anhaltende Krieg in der Ukraine, hohe Preise für Energie und Kraftstoffe sowie die Auswirkungen der chinesischen Corona-Politik haben die Transport- und Logistikindustrie 2022 stark beschäftigt und das Transaktionsgeschehen in der Branche spürbar gehemmt. Zwischen Januar und Dezember gingen gemäß PwC Deutschland die Deal-Aktivitäten im Vergleich zum sehr starken Vorjahr um 19% zurück. Zu diesen Resultaten kommt das „Transport & Logistics Barometer“, mit dem die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft gemeinsam mit ihrer globalen Strategieberatung Strategy& halbjährlich die Entwicklungen, M&A-Aktivitäten, Joint Ventures und strategischen Allianzen in der Transport- und Logistikindustrie untersucht.

2022 wurden laut PwC im Transport- und Logistiksektor weltweit insgesamt 261 (i.V. 323) Fusionen und Übernahmen mit einem Wert von mehr als 50 Mill. Euro angekündigt. Damit liegen die Deal-Aktivitäten unter dem Fünfjahresschnitt von 270 Deals pro Jahr. Der Gesamtwert der Transaktionen erreichte 181,3 (214,1) Mrd. Dollar. Dabei wurden immerhin 32 (47) Mega-Deals mit einem Volumen von mehr als 1 Mrd. Dollar registriert.

Der Einbruch bei M&A sei nicht verwunderlich, sagt Ingo Bauer, Leiter des Bereichs Transport, Logistik und Tourismus bei PwC Deutschland, denn in der Regel entwickle sich das Deal-Geschehen parallel zur gesamtwirtschaftlichen Lage. Der Rückgang in M&A sei in allen Regionen der Welt spürbar gewesen – außer in Afrika. Am stärksten rückläufig waren laut PwC die Transaktionen mit Zielunternehmen auf dem amerikanischen Kontinent. Ebenfalls nahmen die Aktivitäten mit Beteiligung chinesischer Firmen leicht ab.

„Immer mehr Unternehmen stellen ihre Sourcing-Strategien und Lieferketten auf den Prüfstand und loten auch neue Märkte jenseits von China aus“, so Bauer. „Als nachgelagerte Branche muss sich der Transport- und Logistiksektor an seinen Kunden ausrichten und mit flexiblen Routen und Services auf veränderte Anforderungen reagieren.“

Im letzten Jahr nahmen Investoren vor allem Ziele aus dem Bereich Logistik und Lkw-Transport ins Visier: 44% aller angekündigten Deals entfielen auf diesen Subsektor. Gefragt waren auch Infrastrukturziele wie Häfen oder Straßen. Diese machten 17% der Deals aus.

André Wortmann, Partner und Koordinator Transport & Logistik Deals bei PwC Europe, beobachtet zudem, dass die Beteiligung strategischer Investoren am Deal-Geschehen weiter wächst – 2022 lag sie bei 52 (44)% –, während sich Finanzinvestoren aufgrund steigender Zinsen spürbar zurücknehmen; ihr Anteil sank auf 48 (56)%. Grundsätzlich beteiligten sich strategische Investoren aber an wertmäßig kleineren Deals als Private-Equity-Investoren.

Transport- und Logistikfirmen, insbesondere auch große Reedereien, nutzten 2022 Übernahmen, um ihr Kerngeschäft zu erweitern und mehr Transparenz und Kontrolle in globalen Wertschöpfungsketten zu erhalten. Mit Blick auf 2023 geht Bauer davon aus, dass diese Unternehmen „Fusionen und Übernahmen tätigen werden, um Risiken zu diversifizieren, ihre Lieferketten resilienter zu gestalten und das eigene Portfolio zu erweitern“. Aus seiner Sicht dürften insbesondere Ziele aus der kritischen Infrastruktur wie Häfen und Terminals, aber auch Lagerhallen weiter an Attraktivität gewinnen.

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