Assetmanagement

Prime Capital setzt auf Power to X

Schon in wenigen Jahren soll Wasserstoff aus Norwegen das fehlende Gas aus Russland ersetzen. Einer der Finanzinvestoren hierbei ist Prime Capital. Mit seinem zweiten grünen Energieinfrastrukturfonds will der Frankfurter Assetmanager 1 Mrd. Euro einsammeln.

Prime Capital setzt auf Power to X

cru Frankfurt

Trotz der für Finanzinvestoren schwierigen Zeiten mit steigenden Zinsen forciert der Frankfurter Assetmanager Prime Capital das Fundraising für seinen zweiten Fonds für grüne Energieinfrastruktur. Noch im ersten Quartal 2023 soll das erste von voraussichtlich drei Closings für den Fonds Prime Green Energy Infrastructure II erfolgen, der eine Laufzeit von zehn Jahren mit Verlängerungsoptionen hat und als „dunkelgrüner Artikel 9 Fonds“ – so lautet der Fachjargon – den ESG-Vorschriften der EU voll entspricht. Die Zielgröße für das Investmentvehikel sind 1 Mrd. Euro. Das Investitionsvolumen dürfte inklusive Fremdkapital bei rund 2 Mrd. Euro liegen.

Einfach wird das Fundraising jedenfalls nicht, weil viele institutionelle Investoren wegen der fallenden Wertpapierkurse ihre gesetzlich oder selbst auferlegten Obergrenzen für den Private-Equity-Anteil am Portfolio bereits erreicht haben. Dennoch gibt sich Andreas Kalusche, Vorstandschef von Prime Capital, optimistisch: „Wir sind zuversichtlich, dass bereits 2023 ein signifikanter Teil der für den Prime Green Energy Infrastructure II Fonds eingesammelten Mittel investiert werden kann“, sagte Kalusche der Börsen-Zeitung. „Es besteht schon eine belastbare Pipeline mit Projekten in mehreren skandinavischen Ländern und Spanien.“ Seit 2012 hat das Team 40 grüne Energieinfrastrukturinvestments getätigt, mit einem Transaktionswert von 3,7 Mrd. Euro.

Der neue Fonds, für den sieben bis elf Investments erwartet werden, solle es ermöglichen, auch Sektoren zu dekarbonisieren, bei denen das bislang sehr schwierig ist, beispielsweise den Schwerlastverkehr, den maritimen Verkehr oder die Düngemittelindustrie. „Wir können mit unserem Inhouse-Team von Ingenieuren und unseren Industriepartnern die komplette Wertschöpfungskette abdecken“, wirbt Kalusche für den Fonds, der ein Nettorenditeziel nach Gebühren von 10 bis 12 % im Jahr hat.

Der PGEIF II verfolgt eine paneuropäische, hybride Strategie: Der Fonds kombiniert Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen mit Power-to-X-Technologien – also der Umwandlung von Strom in Wasserstoff, Methan und Ammonium, um auch schwer dekarbonisierbare Sektoren mit Energie aus sauberen Quellen zu versorgen.

Einer der Partner für die Projekte ist Siemens Hydrogen Solutions. Eines der Einsatzgebiete wird Schiffskraftstoff sein. So dürfen ab 2025 keine Kreuzfahrtschiffe mehr mit Dieselantrieb in norwegische Fjorde fahren. Und die Riesenreederei Mærsk setzt ab 2030 keine Dieselschiffe mehr ein.

Der Prime-Capital-Fonds soll zu zwei Dritteln in große erneuerbare Energieerzeugungsprojekte investieren und zu einem Drittel in Power-to-X-Technologien – wobei X nicht nur Wasserstoff, sondern auch Methan oder Ammonium sein kann. Investiert wird also in die gesamte Wertschöpfungskette – von der Erzeugung erneuerbaren Stroms über die Erzeugung von grünem Wasserstoff bis hin zur Produktion von grünen E-Kraftstoffen.

Der Fonds soll in Projekte in Europa investiert werden. Und Investoren können Exklusivität oder Eigentum an einzelnen Projekten erwerben. Das Konzept folgt dem Ansatz des Vorgängerfonds. Der hatte im September 2022 zwei wichtige Verträge über den Erwerb und den Bau neuer Windräder und einer Wasserstoffanlage in Finnland und Schweden abgeschlossen. Laut Finanzkreisen handelte es sich um einen Betrag in der Größenordnung von 1 Mrd. Euro. Mit dem aus früheren Projekten schon vertrauten Geschäftspartner CPC Finland wurde ein Joint Venture gegründet, um 2024 in der Nähe von Kristinestad in Finnland eine Anlage für grünen Wasserstoff und E-Methan mit einer Kapazität von bis zu 200 Megawatt zu errichten.

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