Umstrukturierung

Telekom schneidet T-Systems zurück

T-Systems bleibt im Telekom-Konzern, aber die Geschäftskundentochter gibt weitere Geschäftsbereiche an Telekom Deutschland ab.

Telekom schneidet T-Systems zurück

hei Frankfurt

Die Deutsche Telekom hat den zuvor geplanten Verkauf ihrer Geschäftskundensparte abgeblasen und schneidet T-Systems stattdessen weiter zurück. Nachdem 2019 der Bereich „Konnektivität“ zur Telekom Deutschland ausgelagert worden war, soll nun die Digitaltochter Multimedia Solutions (MMS) ebenfalls in die Obhut von Deutschland-Vorstand Srini Gopalan übergehen. Ziel sei es, den deutschen Mittelstand bei der Digitalisierung zu unterstützen und dafür „integrierte Lösungen aus einem Guss“ anzubieten, betonte der Manager im Pressegespräch.

Die nach den Worten von T-Systems-Chef Adel Al-Saleh wachstumsstarke Einheit, die zuletzt den Um­satz „im hohen einstelligen Bereich“ ausgebaut habe, wird mit insgesamt 1 700 Mitarbeitern aus dem auf Großkunden spezialisierten Geschäft herausgelöst und soll in der Telekom Deutschland künftig eine eigene Einheit bilden. Sie wird vom bisherigen T-Systems-Technikvorstand Maximilian Ahrens geführt, der direkt an Gopalan berichtet. Al-Saleh zufolge gehen T-Systems durch die Abtrennung von MMS rund 200 Mill. Euro Umsatz verloren.

Die Geschäftskundeneinheit der Telekom komme noch auf einen jährlichen Umsatz von rund 4 Mrd. Euro, der künftig zu 85 % in den Bereichen Cloud Services und Digitale Lösungen für Großkunden erwirtschaftet werden soll.

Um T-Systems, die seit Jahren mit dem Niedergang des IT-Outsourcing-Geschäfts kämpft, künftig wettbewerbsfähiger aufzustellen, soll die Gesellschaft von Altlasten befreit werden. Dabei geht es namentlich um Pensionsverpflichtungen für Mitarbeiter von teilweise längst aufgelöste Konzerneinheiten. Al-Saleh unterstrich, damit gewinne T-Systems mehr unternehmerisches Format und „Spielraum für Investitionen“ ins Geschäft. Der Manager wollte die „sehr substanzielle“ Kostenentlastung nicht näher beziffern, betonte aber, dass das operative Ergebnis vor Abschreibungen von derzeit rund 300 Mill. Euro im Jahr davon „sehr spürbar beeinflusst“ werde.

T-Systems hatte im ersten Halbjahr bei einem leicht rückläufigen Gesamtumsatz von 2 Mrd. Euro ein ausgeglichenes Betriebsergebnis (Ebit) erzielt, nach einem Verlust von 95 Mill. Euro im Vorjahr. Bereinigt um Sonderfaktoren wurde eine Ebit-Marge von 4,7 % errechnet. Damit arbeitet sich das Unternehmen mühsam aus der Verlustzone.

Mehrere Anläufe

Investieren will die Telekom in Technologie und strategische Partnerschaften, wobei T-Systems ins­besondere den Ausbau von Near- und Offshore-Aktivitäten anstrebt. IT-Dienst­leis­ter, die mit einem deutschen Lohnkostenniveau antreten müssen, sind international kaum wettbewerbsfähig. Von 4 000 ge­plan­ten Neueinstellungen sollten 1 000 in Deutschland stattfinden, präzisierte Al-Saleh. T-Systems hatte zuvor immer wieder Anläufe unternommen, um IT-Fachkräfte in Niedriglohnländern zu rekrutieren, war damit aber nicht weit gekommen.

Bei Zukäufen sei an technologiegetriebene Ergänzungen des Portfolios gedacht, „nicht an den Kauf von 1 Mrd. Euro Umsatz“, erläuterte Gopalan. Er zeigte sich optimistisch für das neuausgerichtete Mittelstandsgeschäft aus eigener Kraft. Kein anderes Unternehmen sei dafür vergleichbar gut positioniert wie die Telekom.

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