Arbeitskosten

Arbeit im Euroraum verteuert sich kräftig

Die Arbeitskosten in der Eurozone sind zum Jahresende deutlich gestiegen. Doch auch wenn Unternehmen mehr Geld für Löhne und Gehälter ausgegeben haben, ist die Kaufkraft der Mitarbeiter gesunken.

Arbeit im Euroraum verteuert sich kräftig

mpi Frankfurt

Arbeitgeber müssen ein gutes Stück tiefer in die Tasche greifen, wenn sie Mitarbeiter beschäftigen wollen. Die Arbeitskosten pro Stunde legten in der Eurozone im vierten Quartal 2022 um 5,7% im Vergleich zum Vorjahresquartal zu, wie das europäische Statistikamt Eurostat am Freitag in Luxemburg mitteilte. Im Vorquartal lag der Anstieg nur bei 3,0%. Die Kosten für die Beschäftigung von Angestellten setzen sich dabei aus zwei Hauptkomponenten zusammen – den Löhnen und Gehältern sowie den Lohnnebenkosten. Zu letztgenannten zählen hauptsächlich Ausgaben für Sozialversicherungen wie Kranken- und Rentenversicherung. Der Anstieg bei den Lohnnebenkosten fiel mit 7,7% deutlich höher aus als die Steigerungen bei Löhnen und Gehältern. Hier stand in der Eurozone im Durchschnitt nur ein Plus von 5,1% zu Buche. Das ist deutlich weniger als die Inflationsrate angestiegen war, die in der Eurozone zu Beginn des vierten Quartals ihren Höhepunkt bei 10,6% erreicht hatte und bis zum Jahresende nur leicht auf 9,2% sank. In der Folge verdienten die Mitarbeiter nur nominal mehr, konnten sich von ihrem Geld jedoch weniger als zuvor leisten. In Deutschland gab es 2022 bereits das dritte Jahr in Folge einen Reallohnverlust (vgl. BZ vom 8. Februar).

Bei der Entwicklung der Arbeitskosten sticht die Bundesrepublik nicht hervor. Die Löhne und Gehälter stiegen mit 5,0% hierzulande nur geringfügig weniger als im Schnitt aller Länder der Eurozone. Die Unterschiede innerhalb der Währungsgemeinschaft sind jedoch groß. Gleich drei Euro-Länder haben einen Lohnanstieg pro Stunde von über 10% verzeichnet, wobei Litauen mit 15,7% vor Slowenien (10,8%) und Estland (10,1%) den mit Abstand höchsten Zuwachs verzeichnete. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Inflation in Litauen im vergangenen Jahr bei fast 18% lag. Die Einwohner des baltischen Staates mussten daher ebenfalls einen Reallohnverlust hinnehmen. Den geringsten nominalen Lohnzuwachs verzeichnete Portugal mit einem schmalen Plus von 1,1%.

Leichter Anstieg

Derweil veröffentlichte Eurostat am Freitag auch weitere Arbeitsmarktdaten. Die Beschäftigungsquote der Menschen in der Europäischen Union im Alter von 20 bis 64 Jahren legte im vierten Quartal im Vergleich zu den drei Monaten zuvor leicht um 0,2 Prozentpunkte auf 74,9% zu. Innerhalb der EU ist die Quote in Malta und Kroatien um 1,4 Prozentpunkte gestiegen, während es in Litauen einen deutlichen Abschwung um 1,4 Prozentpunkte gab.

Zudem fanden im vierten Quartal in der Europäischen Union 3,2 Millionen Arbeitslose wieder einen Beruf. Das ist fast ein Viertel aller Menschen, die im Quartal zuvor arbeitslos gemeldet waren. Fast ebenso viele sind aus dem Erwerbsleben ausgeschieden. Rund die Hälfe der zuvor arbeitslos gemeldeten Beschäftigten suchte auch zum Jahresende weiter nach einem Job.