Großbritannien

Bailey macht Wende bei Inflation aus

Der Gouverneur der Bank of England ist optimistisch in Sachen Inflation. Es gebe den „Anfang eines Anzeichens dafür, dass die Wende geschafft ist“, sagte Andrew Bailey. Derweil nimmt das Streikchaos zu.

Bailey macht Wende bei Inflation aus

hip London

Der britische Notenbankchef Andrew Bailey hat erste Hinweise dafür ausgemacht, dass die Inflation ihren Höhepunkt überschritten hat. Es gebe den „Anfang eines Anzeichens dafür, dass die Wende geschafft ist“, sagte er beim Besuch einer Bäckerei in Wales. Er zeigte sich optimistisch, was die weitere Entwicklung der Lebenshaltungskosten angeht, da die sinkenden Preise am Energiemarkt noch nicht an die Verbraucher weitergereicht worden seien. Das werde aber noch erfolgen, sagte Bailey. Das sei ermutigend. „Es bedeutet, dass es jetzt mehr Optimismus gibt, auf einem einfacheren Weg durch das nächste Jahr zu kommen.“

Die Teuerungsrate sank im Dezember auf 10,5 %. Im Oktober hatte sie noch bei 11,1 % gelegen. Bailey warnte allerdings, der britische Arbeitsmarkt bleibe trotz der zuletzt schwächeren wirtschaftlichen Aktivität „sehr wettbewerbsintensiv und das beeinflusst die Lohnverhandlungen“. Die durchschnittlichen Wochenlöhne waren in den drei Monaten per Ende November um 6,4 % gestiegen. Aufgrund der hohen Inflation entsprach das aber einem Reallohnverlust von 2,6 %. Bailey hatte bereits zuvor klargemacht, dass er den grassierenden Arbeitskräftemangel für ein Inflationsrisiko hält (vgl. BZ vom 17. Januar).

Unterdessen wächst das Streikchaos im öffentlichen Gesundheitswesen. Am Mittwoch hatten die Krankenschwestern mit einem zweitägigen Streik begonnen. Das Royal College of Nursing (RCN) kündigte nun an, am 6. und 7. Februar erneut in den Ausstand zu treten. Am 6. Februar wollen auch die in der Gewerkschaft GMB organisierten Rettungssanitäter in den Ausstand treten. Das bedeutet, dass 85 000 Mitarbeiter des ohnehin maroden National Health Service (NHS) an diesem Tag die Arbeit niederlegen wollen, darunter auch solche, die für die Annahme von Notrufen zuständig sind. RCN und GMB fordern Lohnerhöhungen, die über einen Inflationsausgleich hinausgehen. Die British Medical Association plant für März einen dreitägigen Streik der Krankenhausärzte. „Diese Eskalation führt uns tiefer in eine Situation hinein, vor der NHS-Führungskräfte gewarnt haben: einen Abnutzungskrieg zwischen der Regierung und den Gewerkschaften, der sich über mehrere Monate hinzieht, während die NHS-Dienste unter nie dagewesenem Druck stehen“, sagte Matthew Taylor, CEO der NHS Confederation. Lehrer an öffentlichen Schulen wollen am 1. Februar sowie am 15. und 16. März streiken. Auch bei Bahn und Royal Mail gibt es keine Anzeichen für eine Einigung zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften. Die britische Regierung wies Kritik von US-Arbeitsminister Martin Walsh am geplanten neuen Streikrecht zurück.

Unterdessen zeigt die jüngste RICS-Umfrage unter Wohnimmobiliensachverständigen, dass die Nachfrage den achten Monat in Folge gefallen ist. Im Vergleich zum Vormonat berichteten mehr Teilnehmer von Preisrückgängen. Für die kommenden drei Monate werden sinkende Preise erwartet.