Geldpolitik

Bank of Japan baut Coronahilfen ab

Gouverneur Kuroda sieht noch keinen Anlass zur Straffung der Geldpolitik. Im Gegensatz zu den USA und Europa ist die Inflation in Japan moderat.

Bank of Japan baut Coronahilfen ab

mf Japan

Japans Notenbank fährt ihre Corona-Finanzhilfen zurück. Wie geplant hören ihre Käufe von Unternehmensanleihen und Geldmarktpapieren Ende März 2022 auf. Die zinsfreien Ein-Jahres-Kredite für große Unternehmen, die Geschäftsbanken über die Zentralbank erhalten können, werden ebenfalls eingestellt. Doch für kleine und mittlere Unternehmen laufen diese Kredithilfen bis Ende September weiter.

Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einschränkungen im Zuge der Pandemie haben diese Firmen besonders hart getroffen. Offenbar befürchtet die Bank of Japan mit Blick auf die hochinfektiöse Omikron-Variante neue Schäden durch künftige Infektionswellen. An der übrigen Geldpolitik nahmen die Währungshüter keine Veränderungen vor.

Spiel auf Zeit

Nach dem Beschluss bekräftigte Gouverneur Haruhiko Kuroda, dass die Schrauben der Geldpolitik nicht angezogen würden. „Ich sehe keine Möglichkeit, dass die Inflationsrate 2% erreicht oder übersteigt oder ein Niveau wie in den USA und Europa erreicht“, sagte Kuroda. „Das bedeutet, dass wir unsere Geldpolitik nicht so normalisieren werden wie die USA oder Europa.“ Zwar entstehe ein Zinsgefälle, das die japanische Währung schwäche, – in diesem Jahr hat der Yen gegenüber dem Dollar um 10% abgewertet. „Aber die positiven Effekte (dieser Abwertung) überwiegen die negativen“, erklärte Kuroda.

Damit weicht Japans Notenbank von dem Kurs der Zentralbanken in den USA, Europa und Großbritannien ab, die ihre Anleihekäufe entweder verringern und einstellen oder die Zinsen erhöhen wollen. „Während andere Notenbanken die Straffung ihrer geldpolitischen Ausrichtung einzuleiten beginnen, spielt man in Tokio weiter auf Zeit“, kommentierte Nord/LB-Analyst Tobias Basse. Schärfer urteilte Ökonom Marcel Thieliant von Capital Economics: „Die Bank of Japan wird zu den wenigen Notenbanken gehören, die ihre Geldpolitik in absehbarer Zukunft nicht straffen werden.“

Bei näherem Hinsehen zeigt sich allerdings ein durchwachseneres Bild der japanischen Geldpolitik. Einerseits will Gouverneur Kuroda die expansive Fiskalpolitik von Premier Fumio Kishida mit einem großen Nachtragshaushalt durch seine lockere Geldpolitik unterstützen. Andererseits hat Kuroda die Wertpapierkäufe im Verborgenen zurückgefahren. Capital-Economics-Ökonom Thieliant warf der Notenbank „Verschleierung“ vor: Trotz der Corona-Kaufprogramme sei der Be­stand an Commercial Papers seit April 2020 um ein Drittel gefallen. Der Erwerb von Unternehmens­anleihen sei zwar gestiegen, aber mit 8 Bill. Yen weit hinter dem Ziel von 20 Bill. Yen zurückgeblieben.