Teuerung

Britische Inflation macht Sommer­pause

Ökonomen geben aber keine Entwarnung nach dem überraschend schwachen Anstieg im Juli. Ein Messeffekt dürfte nur vorübergehend für Ruhe sorgen. Die Bank of England rechnet mit bis zu 4% Teuerung bis Jahresende.

Britische Inflation macht Sommer­pause

bet London

Die Inflation in Großbritannien hat eine Pause eingelegt, die nach Meinung vieler Analysten nicht von Dauer sein wird. Die Konsumentenpreise kletterten im Juli um 2% gegenüber dem Vorjahresmonat, wie das nationale Statistikamt ONS am Mittwoch mitteilte. Im Juni lag die Teuerung noch bei 2,5%. Der Rückgang fiel etwas stärker aus, als die meisten Beobachter und auch die Bank of England erwartet hatten. Allerdings war er fast zur Hälfte statistischen Effekten geschuldet.

Weil der statistische Einfluss nachlassen wird, gilt eine Verdoppelung der Inflation bis zum Jahresende als wahrscheinlich. Die Bank of England erwartet Ende 2021 eine vorübergehende Teuerung von 4%, den höchsten Stand seit einem Jahrzehnt. Der Rückgang im Juli dürfte diese Analyse nicht wesentlich beeinflussen.

Die Inflation wird durch einen Basiseffekt verzerrt: Im Juli 2020 hatte die britische Regierung zahlreiche Corona-Restriktionen aufgehoben, die sie im ersten Lockdown erlassen hatte. Das führte vor einem Jahr zu einem Preissprung unter anderem bei Kleidung, aber auch von Hotel- und Restaurantbesuchen. Hinzu kommt, dass die Statistiker manche Preise während des ersten Lockdowns nur schätzen konnten und diese im Juli 2020 nach realen Beobachtungen nach oben korrigieren mussten.

Steigende Preise erwartet

Mittlerweile, ein Jahr und einen Winter-Lockdown später, sind alle inländischen Corona-Restriktionen weggefallen. Deshalb werden in der zweiten Jahreshälfte weiterhin steigende Preise erwartet. Im Februar lag die Teuerung noch bei 0,4%. Eine Rolle spielen Energiekosten und globale Versorgungsengpässe: Die Benzinpreise kletterten im Juli auf den höchsten Stand seit September 2013. Ähnlich wie in den USA verteuerten sich Gebrauchtwagen stark, eine Folge des Halbleitermangels bei der Produktion von Neuwagen.

Es gebe Anzeichen für anhaltenden Inflationsdruck, kommentierte die Analystin Sarah Coles vom Brokerhaus Hargreaves Lansdown. Die Input-Preise für die Roh- und Brennstoffe zur Produktion von Waren stiegen im Juli um 9,9% im Vergleich mit dem Vorjahresmonat, nach 9,7% im Juni. Die Output-Preise, welche die Hersteller für ihre Waren im Großhandel verlangen, kletterten im Juli um 4,9% nach 4,5% im Juni. Das ist der größte Sprung seit fast zehn Jahren.

Viele Produzenten versuchten, die Preise für ihre Güter unter Kontrolle zu halten, so Coles – „aber wenn sie unter zu großen Druck kommen, werden sie sie an die Konsumenten weitergeben“. Außerdem müsse sich zeigen, wie sehr derzeit herrschende Engpässe am Arbeitsmarkt die Löhne antreiben.