Erwerbstätigkeit

Corona-Effekt am Arbeitsmarkt lässt nach

Die Erwerbstätigkeit in Deutschland ist 2021 wieder gestiegen. Allerdings warten nach der Coronakrise neue Probleme auf die Unternehmen – allen voran der Fachkräftemangel.

Corona-Effekt am Arbeitsmarkt lässt nach

ast Frankfurt

Der deutsche Arbeitsmarkt hat sich von der Coronakrise weitgehend erholt. Dem Statistischen Bundesamt zufolge stieg die Zahl der Erwerbstätigen nach dem Rückgang 2021 wieder etwas an. Allerdings warten nach der Coronakrise große Herausforderungen auf den Arbeitsmarkt. Die deutsche Wirtschaft warnte zu Jahresbeginn vor einer spürbaren Verschärfung des Fachkräftemangels. Auch Folgen der Omikron-Welle zeichnen sich ab: Die Zahl der Angestellten im Homeoffice steigt, und auch die Kurzarbeit nahm zuletzt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) wieder zu.

Das Ifo-Institut registrierte in seiner Unternehmensumfrage im Dezember 27,9% der Beschäftigten, die zumindest teilweise von zu Hause arbeiten. Im August war ihre Zahl auf 23,8% gesunken. Seit November gilt in Deutschland wieder die Home­office-Pflicht, das heißt, die Firmen müssen ihren Mitarbeitern die Möglichkeit geben, von daheim zu arbeiten. Die pandemiebedingten Kosten für Kurzarbeit haben der BA 2021 ein Defizit von voraussichtlich 22 Mrd. Euro beschert, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters mit Verweis auf einen Sprecher der Behörde. Etwa 17 Mrd. Euro kämen als Zuschuss aus dem Bundeshaushalt. Der Rest des Defizits werde aus der verbliebenen Rücklage gedeckt, die damit aufgebraucht sei.

2020 hatte die Pandemie den über 14 Jahre anhaltenden Anstieg der Erwerbstätigkeit beendet. Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) erwartet, dass im Rahmen der Konjunkturerholung in diesem Jahr die Erwerbstätigkeit nochmals deutlich zulegen dürfte. 2023 soll sie bei rund 45,5 Millionen liegen. „Damit wird aber auch der Zenit erreicht“, sagte IfW-Vize Stefan Kooths zu Reuters. „Denn danach scheiden mehr Personen aus dem Erwerbsleben aus, als neue auf den Arbeitsmarkt hinzukommen.“

„Der seit 2006 andauernde Beschäftigungszuwachs wäre vermutlich auch ohne die Coronakrise bald zum Ende gekommen, da das Erwerbspersonenpotenzial aufgrund des demografischen Wandels schwindet“, betonte das Statistische Bundesamt. „Diese Entwicklung wird derzeit immer weniger durch eine höhere Erwerbsbeteiligung der inländischen Bevölkerung sowie die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte kompensiert.“

Der zu erwartende Mangel an qualifizierten Mitarbeitern beschäftigt die Wirtschaft seit Jahren. Am Montag warnte der Präsident des Indus­trie- und Handelskammertags (DIHK), Peter Adrian, gegenüber dpa: „Der Höhepunkt des Fachkräftemangels kommt erst noch.“ Ähnlich äußerte sich Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger: „Der Fachkräftemangel bleibt ein Topthema für die deutsche Wirtschaft und für unsere Wettbewerbsfähigkeit in den kommenden Jahren.“ Die Unternehmen erwarten den Höhepunkt 2025, wenn mehr Menschen aus den sogenannten Babyboomer-Jahrgängen in Rente gehen als nachrücken. Lösungen sehen Dulger und Adrian in der gezielten Zuwanderung von Fachkräften, aber auch in verbesserter Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

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