Einkaufsmanagerindex

Deutschland und Frankreich bremsen Euro-Industrie aus

Die Laune der Euro-Industrie ist im März nicht so stark gesunken wie zuerst gemeldet. Italien vermeldet dabei erstmals seit einem Jahr wieder Wachstum. Deutschland und Frankreich allerdings erweisen sich weiter als Bremsklötze.

Deutschland und Frankreich bremsen Euro-Industrie aus

Deutschland und Frankreich bremsen Euro-Industrie aus

Einkaufsmanagerindex gibt weniger stark nach als erwartet – Italien erstmals wieder mit Wachstum

ba Frankfurt

Die Industrie im Euroraum setzt im März zwar die Talfahrt fort, allerdings etwas langsamer als zunächst gemeldet. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) liegt mit dem Rückgang um 0,4 auf 46,1 Punkte weiter im Kontraktionsbereich. In der Erstschätzung war noch ein Zählerstand von 45,7 ermittelt worden. S&P Global wertet allerdings den im Monatsvergleich erneut weniger kräftigen Rückgang der Barometer für Produktion und Auftragseingang als „ein gutes Zeichen dafür, dass der Sektor auf dem Weg der Besserung ist“.

Nachlassender Lieferstress belastet

Der Rückgang auf ein 3-Monats-Tief beruht den endgültigen Umfrageergebnissen zufolge auf den nachlassenden Lieferkettenengpässen und den schwindenden Vormateriallagern. Die Unterbrechungen wegen der Umleitung von Schiffen vom Suezkanal über das Kap der Guten Hoffnung sorgten für eine deutliche Verkürzung der Lieferzeiten. Da das entsprechende Barometer als inverser Index in die Berechnung einfließt, signalisiert er S&P zufolge im März, dass die Kapazitäten der Lieferanten nicht ausgelastet waren. Zugleich gaben die Einkaufspreise so wenig nach wie seit einem Jahr nicht mehr, während die Verkaufspreise stärker fielen als im Vormonat. Die Geschäftsaussichten wiederum hellten sich weiter auf: Die Einkaufsmanager zeigten sich so optimistisch wie zuletzt im April vergangenen Jahres.

Italien wieder über Expansionsschwelle

Die Entwicklung auf Länderebene verlief laut S&P abermals sehr unterschiedlich. Die griechische Industrie (56,9 Punkte) etwa „hielt sich wacker“ und zeigte das kräftigste Wachstum seit mehr als zwei Jahren. Das zweitplatzierte Spanien (51,4 Punkte) zeigte ein moderates Wachstum, das allerdings schwächer war als zuletzt. Für Italiens Industrie ergab die Umfrage mit 50,4 Zählern erstmals seit einem Jahr „wieder ein Mini-Wachstum“. Ökonomen hatten mit 48,8 Punkten mit einem Wert von weiter unterhalb der Wachstumsschwelle gerechnet – erst Werte über 50 Punkten signalisieren Expansion.

Wie schon die Vorabschätzung gezeigt hatte, belasteten vor allem die deutsche und französische Industrie das Gesamtergebnis. „Es ist etwas deprimierend: Zwar bewegt sich die Eurozone-Industrie auf der PMI-Produktions-Treppe im vergangenen Dreivierteljahr nach oben, aber es ist immer noch die Kellertreppe“, kommentierte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank (HCOB), die den Index für Europa sponsert. „Die Hoffnung, bald das Erdgeschoss zu erreichen und mithin die Produktion zu stabilisieren, hat sich zuletzt vor allem durch die Schwäche der deutschen und französischen Industrie nicht erfüllt.“

Das verarbeitende Gewerbe der Eurozone fahre üblicherweise auf mehreren Zylindern – dies seien vor allem Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien, die zusammen für drei Viertel des Sektors stünden. „Derzeit haben wir die ungewöhnliche Situation, dass mit Deutschland und Frankreich gleich zwei Zylinder mehr oder weniger ausgefallen sind“, so de la Rubia. Dass Italien und Spanien im März bzw. bereits im Februar wieder in Bewegung gekommen seien, reiche bislang aber nicht, um die Eurozone insgesamt wieder in den Wachstumsmodus zu bringen: „Nur wenn alle Zylinder wieder zum Laufen kommen, kann von einer nachhaltigen Konjunkturwende ausgegangen werden.“

Britische Industrie wächst wieder

Im März kam auch die britische Industrie wieder in Schwung. Der entsprechende PMI kletterte um 2,8 auf 50,3 Punkte. Ökonomen hatten die Bestätigung der Erstschätzung von 49,9 Zählern erwartet. Letztmals überstieg der Stimmungsindikator die Expansionsschwelle im Juli 2022. Die höhere Nachfrage führte laut S&P-Direktor Rob Dobson zu einer größeren Zuversicht. Rund 58% der Firmen erwarteten für kommendes Jahr eine höhere Produktion.

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