Einkaufsmanagerindex

Dienstleister senden Hoffnungsschimmer

Die unerwartet guten Geschäfte der Dienstleister haben die Unternehmensstimmung im Euroraum getragen. Die Industrie aber schwächelt weiter.

Dienstleister senden Hoffnungsschimmer

Dienstleister senden Hoffnungsschimmer

Einkaufsmanagerindex legt im Februar etwas stärker zu als erwartet

ba Frankfurt

Die Talfahrt der Euro-Wirtschaft verlangsamt sich dank der unerwartet kräftigen Verbesserung bei den Geschäften der Dienstleister. Die Industrie allerdings schwächelt weiter – vor allem in Deutschland. Das größte Euro-Land bleibt die Wachstumsbremse im gemeinsamen Währungsraum. Ökonomen werten die erneute Stimmungsaufhellung zwar positiv, mit einem spürbaren Schwung rechnen sie aber weiter nicht. Und auch wenn die Europäische Zentralbank (EZB) wie gemeinhin erwartet spätestens zur Jahresmitte die Zinsen senken wird, dürfte sich dies wegen der zeitlich verzögerten Wirkung erst im kommenden Jahr richtig bemerkbar machen.

Besser als erwartet

Der Industrie und Dienstleister zusammenfassende Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite kletterte im Februar vorläufigen Daten zufolge um 1,0 auf 48,9 Punkte. Ökonomen hatten zwar das zweite Plus in Folge auf der Rechnung, hatten allerdings mit einem neuen Zählerstand von 48,5 gerechnet. Dies ist der höchste Stand seit acht Monaten. „Damit steckt die Eurozone zwar weiter in der tiefsten Rezession seit 2013 (wenn man die ersten Pandemie-Monate außer Acht lässt), die Talfahrt hat sich im ersten Quartal jedoch allem Anschein nach verlangsamt“, heißt es dazu bei S&P Global. Erst Werte oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten signalisieren wirtschaftliche Expansion.

Uneinheitliches Bild

Die Entwicklungen auf Sektor- und Länderebene liefen in der Eurozone deutlich auseinander. Die Erholung beruht allein auf dem deutlich stärker als erwartet ausgefallenen Anstieg des Dienstleisterindex. Dieser hat um 1,6 Punkte auf 50,0 zugelegt und verweist erstmals seit sieben Monaten auf Wachstum.

Hier setze man „auf den nahenden Frühling und die Sommermonate“, vermutet Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank: „Eine geringere Teuerungsrate bei gleichzeitigen Lohnerhöhungen verbessert die Kaufkraft, was gerade den Dienstleistungssektor erfreut.“

„Diese Nachricht gibt Hoffnung auf eine Erholung im Euroraum“, analysiert Norman Liebke, Ökonom des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank. Für gewissen Optimismus sorgten auch die Beschäftigtenzahlen, die deutlicher als im Januar gestiegen sind. Die Industrie allerdings steckt weiter in der Krise. Der entsprechende Index fiel um 0,5 auf 46,1 Punkte.

„Die massiven Zinsanhebungen der EZB, die sich abkühlende globale Konjunktur und die Kaufzurückhaltung der Konsumenten sprechen gegen eine baldige Rückkehr des verarbeitenden Gewerbes auf den Wachstumspfad“, mahnte Jörg Angelé, Senior Economist beim Assetmanager Bantleon.

Deutschland bleibt Wachstumsbremse

Auf Länderebene bleibt Deutschland der Wachstumsdämpfer, wie Liebke betont. Hier ging es mit beschleunigter Rate abwärts, da die Stimmungseintrübung der Industrie die Verbesserung der Dienstleister überwog. Der Composite PMI fiel um 0,9 auf 46,1 Punkte. In Frankreich erholten sich sowohl Industrie als auch Dienstleister, sodass der Composite PMI um 3,1 auf 47,7 Zähler kräftig anzog. In den Ländern, für die keine Erstschätzung veröffentlicht wird, wie Spanien und Italien, sind laut S&P Anstiege zu erwarten.

Nationales Barometer gibt nach

Im Gegensatz zur Einkaufsmanagerumfrage zeigt der vom Statistikamt Insee erhobene Stimmungsindikator für Frankreichs Unternehmen für Februar eine Eintrübung. Der Index sank um 1 auf 98 Punkte, wohingegen Ökonomen einen Wert von 99 Zählern erwartet hatten. Die Pariser Statistiker revidierten allerdings den Januarwert um 1 auf 99 Punkte nach oben. Die Entwicklung verlief laut Insee uneinheitlich: Dienstleister und Einzelhandel zeigten sich schlechter gelaunt, wohingegen das Industriebarometer zulegte. Im Bausektor blieb das Barometer stabil.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.