Industrieproduktion

Engpässe bremsen Produktion aus

Die deutsche Industrie hat im August die Produktion unerwartet kräftig gedrosselt. Der Materialmangel zeigt sich insbesondere im Kfz-Bereich, greift aber auf immer mehr Bereiche über und wandert in den Wertschöpfungsketten nach oben.

Engpässe bremsen Produktion aus

ba Frankfurt

Die deutsche Erholung kommt wegen der schwächelnden Industrie ins Stocken. Die Materialengpässe haben auch im August die Produktion einbrechen lassen – unerwartet kräftig und so stark wie seit April 2020 nicht mehr, als sich der Lockdown nach Beginn der Corona-Pandemie hierzulande auszuwirken begann. Ökonomen erwarten mit Blick auf die vollen Orderbücher aber weiterhin Nachholeffekte bei der Fertigung, sobald sich die Lieferprobleme auflösen. Dafür sprechen auch die im September gestiegenen Produktionserwartungen. „Nur die Ma­terialengpässe bereiten im Mo­ment Probleme und dämpfen die Produktionspläne etwas“, kommentierte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe das um 2 auf 29 Punkte gestiegene Barometer. Die Produktionsaussichten in den zentralen Branchen, wie der Elektroindustrie, dem Maschinenbau, der Automobilbranche und der chemischen Industrie, seien aber „weiterhin hervorragend“.

Vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) zufolge haben Industrie, Bau und Energieerzeuger im August die Gesamtfertigung um saison- und kalenderbereinigt 4,0% zum Vormonat gedrosselt. Ökonomen hatten gerade einmal mit einem Bruchteil davon gerechnet – im Schnitt lag die Prognose bei minus 0,5%. Allerdings revidierten die Wiesbadener Statistiker den Juli-Wert nach oben: Der bislang erst zweite Produktionszuwachs in diesem Jahr wird nun mit 1,3% statt wie bislang 1,0% angegeben.

Für den Rückschlag im August war vor allem der Kfz-Bereich ursächlich, der auch am stärksten unter dem Mangel an Vorprodukten wie etwa Halbleitern leidet – laut Bundeswirtschaftsministerium brach hier der Ausstoß um 17,5% ein. Allerdings könne die Lage der Werksferien eine Rolle gespielt haben, betonte das Ministerium. Aber auch der ähnlich gewichtige Maschinenbau meldete ein Minus – von 6,3%. Die Industrie im engeren Sinne stellte 4,7% weniger her. Außerhalb der Industrie lag die Bauproduktion 3,1% niedriger als im Vormonat. Einzig die Energieerzeugung legte im August zu – um 4,1%.

Ausblick bleibt optimistisch

„Der Ausblick für die Industriekonjunktur insgesamt hat sich somit zuletzt zwar etwas eingetrübt, bleibt aber für die kommenden Monate angesichts einer nach wie vor hohen Nachfrage verhalten optimistisch“, resümierte das Ministerium. Noch sind die Auftragsbücher so gut gefüllt wie selten zuvor. Im August ist allerdings der Auftragseingang mit 7,7% unerwartet kräftig eingebrochen (vgl. BZ vom 7. Oktober). Dies konnte „man noch mit einem Achselzucken quittieren“, sagte LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. Mit den Produktionszahlen sei nun aber amtlich, dass der Aufholprozess ins Stocken geraten sei. „Lieferengpässe, hohe Energiepreise und Produktionsausfälle: ein toxisches Gebräu, das schon leicht nach Stagflation riecht“, urteilt Niklasch. Stagflation kennzeichnet Phasen recht hoher Inflation gepaart mit niedrigem Wirtschaftswachstum. Aktuell liegt die Inflationsrate mit 4,1% so hoch wie seit 1993 nicht mehr. Insbesondere die hohen Strom- und Gaspreise, die auch die Teuerung getrieben haben, belasten die Industrie.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.