Deutschland

Erzeuger­preise nähren Inflations­hoffnung

Die Inflation in Deutschland liegt so hoch wie seit Anfang der 1950er Jahre nicht mehr und wird immer mehr zur Belastung für die Wirtschaft. Neue Preisdaten nähren nun die Hoffnung, dass allmählich das Schlimmste überstanden ist.

Erzeuger­preise nähren Inflations­hoffnung

ms Frankfurt

Der Anstieg der Erzeugerpreise in Deutschland hat sich im November den zweiten Monat in Folge überraschend deutlich abgeschwächt – was Hoffnungen nährt, dass die Inflation allmählich ihren Höhepunkt erreicht hat und absehbar sinkt. Zugleich bleibt der Preisdruck aber sehr hoch – was für eine noch länger zumindest hohe Inflation spricht. Auch Bundesbankpräsident Joachim Nagel sieht erst 2024 wieder deutlich niedrigere Inflationsraten.

Die Inflation in Deutschland liegt so hoch wie seit Anfang der 1950er Jahre nicht mehr und wird immer mehr zur Belastung für die Unternehmen und Privathaushalte. Im No­vember hatte die Teuerung überraschend deutlich nachgegeben – auf 11,3% laut EU-Berechnung und 10,0% in nationaler Rechnung. Das hatte Hoffnungen geschürt, dass das Schlimmste allmählich vorbei sei. Politik und Europäische Zentralbank (EZB) stehen wegen der Teuerung extrem unter Druck.

Die deutschen Hersteller senkten ihre Preise für gewerbliche Produkte nun im November wegen günstigerer Energie um durchschnittlich 3,9% zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Ökonomen hatten lediglich mit −2,5 % gerechnet. Im Oktober hatte es mit −4,2% den ersten Rückgang seit zweieinhalb Jahren und zugleich den stärksten seit Beginn der Statistik 1949 gegeben. Im Vergleich zum Vorjahresmonat schwächte sich die Teuerungsrate im November von 34,5% auf 28,2% ab. Im August und September hatte es mit jeweils 45,8% die höchsten Anstiege seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949 gegeben.

„Es scheint, dass die Inflationsdynamik deutlich zurückgegangen ist. Das sind für sich genommen gute Nachrichten“, sagte Jens-Oliver Niklasch, Volkswirt bei der LBBW, schränkte aber ein: „Dennoch ist das erreichte Niveau der Erzeugerpreise teils exorbitant. Nach wie vor dürfte sich daher auf der Ebene der Verbraucher der Preisanstieg für die meisten Gütergruppen im kommenden Jahr erst einmal fortsetzen. Da ist noch Druck in der Pipeline.“

Bundesbankchef Nagel geht davon aus, dass die Inflation erst 2024 merklich zurückgehen wird. Im Dezember sei mit einem dämpfenden Effekt durch die Gaspreisbremse zu rechnen. Die Inflationsrate könnte unter 10% fallen. „Aber wenn der Einmaleffekt vorbei ist, wird die Teuerung im Januar und Februar zunächst wieder anziehen“, sagte Nagel dem Magazin „Stern“. „Wir sehen die Inflationsrate in Deutschland im Jahresdurchschnitt 2023 bei etwa 7%.“ Im Jahr 2024 werde sie dann deutlich niedriger sein.