Konjunktur

Euro-Kreditvergabe weiter kräftig

Die Kreditvergabe an Unternehmen im Euroraum hat im Februar erneut kräftig zugelegt. Zugleich war das Wachstum der Geldmengen nahezu unverändert. Die EZB dürfte die neuen Daten eher wohlwollend aufnehmen.

Euro-Kreditvergabe weiter kräftig

ms Frankfurt

Die Kreditvergabe an Unternehmen im Euroraum hat im Februar erneut kräftig zugelegt. Das geht aus am Freitag veröffentlichten Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) hervor. Zugleich war das Wachstum der Geldmengen M3 und M1 gegenüber Januar nahezu unverändert. Die EZB dürfte die neuen Daten eher wohlwollend aufnehmen, senden sie doch positive Konjunktursignale, während sie Inflationssorgen zumindest nicht unbedingt zusätzlich schüren. Die Blicke richten sich aber auf die neue Woche, wenn die Euro-Inflation für März veröffentlicht wird – die Richtung 7% gesprungen sein dürfte.

Die Euro-Wirtschaft und die EZB befinden sich derzeit in einer heiklen Lage: Einerseits schürt der Ukraine-Krieg zunehmend Konjunktursorgen (siehe auch Text oben auf dieser Seite). Andererseits droht der Krieg die ohnehin rekordhohe Inflation im Euroraum weiter anzuheizen. Die EZB hatte in diesem Umfeld Mitte März das Tempo beim Ausstieg aus den billionenschweren Anleihekäufen beschleunigt – was die Tür für frühere Zinserhöhungen, womöglich noch 2022, öffnet. Zugleich nehmen aber Warnungen zu, dass die EZB überziehen und die Konjunktur ganz abwürgen könnte.

Hohe Inflation als Risiko

Die neuen EZB-Kreditdaten am Freitag fielen nun eher positiv aus. Banken reichten im vergangenen Monat 4,4% mehr Kredite an Firmen aus als im Vorjahreszeitraum, wie die EZB mitteilte. Auch im Januar hatte das Plus bei 4,4% gelegen, nach 4,3% im Dezember. Die Kreditvergabe im Euroraum steht gegenwärtig im besonderen Fokus, wobei es mit Blick auf die Investitionstätigkeit speziell auf die Kreditvergabe an die Unternehmen ankommt. Ein Anziehen der Investitionen gilt als zentrale Voraussetzung für einen selbsttragenden Aufschwung. Die EZB ihrerseits tut alles, um günstige Finanzierungskonditionen für die Wirtschaft zu erhalten. Eher positiv ist auch das weiter starke Wachstum der Geldmenge M1 mit 9,0% (Januar: 9,1%) zu werten, die vielen als guter Konjunkturindikator gilt. Die Februar-Daten stammen aber größtenteils aus der Zeit vor Ausbruch des Kriegs.

Die Euro-Wirtschaft hatte sich nach der Coronakrise relativ rasch erholt. Im vierten Quartal 2021 wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) aber nur noch um 0,3%. Grund dafür war zum einen die Ausbreitung der Coronavirus-Mutation Omikron. Zum anderen belasteten die anhaltenden Lieferengpässe weltweit das wirtschaftliche Geschehen, vor allem in der Industrie. Zuletzt hat dann der Kriegsausbruch Konjunktursorgen geschürt. Die am Freitag veröffentlichten Euro-Einkaufsmanagerindizes hatten dann aber eine erstaunlich robuste Unternehmensstimmung im März angezeigt. Die Frage ist, wie lange das anhält.

Als zunehmendes Konjunkturrisiko gilt aber auch die hohe Inflation, die insbesondere die reale Kaufkraft der Verbraucher schmälert und so den Konsum dämpft. Das am Freitag gemeldete Wachstum der Geldmenge M3 von 6,3% im Februar, nach 6,4% im Januar, befeuerte die Inflationssorgen nun zumindest nicht weiter. Es liegt aber nach wie vor deutlich über dem ehemaligen EZB-Referenzwert von 4,5%.

Mit Spannung werden nun bereits die neuen Inflationszahlen für den Euroraum für März erwartet, die Eurostat am nächsten Freitag vorlegt. Der Konsens geht bis dato von einem weiteren Anstieg von zuletzt 5,9% auf 6,3% aus. Viele neuere Schätzungen liegen aber schon deutlich höher und gehen in Richtung 7% oder sogar höher. Die Commerzbank etwa sagt 7,7% voraus.

„Der Ukraine-Konflikt ist nach wie vor die wichtigste Triebkraft für die Preisdynamik im Euroraum. Die Preise an den Zapfsäulen sind in diesem Monat um rund 16% gestiegen, und es besteht die Gefahr, dass die Inflation länger anhält“, hieß es in einer am Freitag veröffentlichten Analyse der Großbank Morgan Stanley. Die Experten der Bank prognostizieren für März eine Rate von 7,0%.

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