Verbraucherpreise

Experten erwarten weltweit anhaltend hohe Inflation

Vor allem an den Finanzmärkten wächst die Zuversicht für einen Rückgang der Inflation und eine dadurch weniger aggressive Geldpolitik von Fed und EZB. Eine neue Umfrage dämpft diese Hoffnung nun.

Experten erwarten weltweit anhaltend hohe Inflation

ms Frankfurt

Wirtschaftsexperten aus aller Welt erwarten nur einen allmählichen Rückgang der hohen globalen Inflation in den nächsten Jahren und sehen die Teuerung auch im Jahr 2026 noch bei 4,5% – und damit deutlich oberhalb des Durchschnitts der Jahre 2010 bis 2019 und des weit verbreiteten Inflationsziels von 2%. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten vierteljährlichen Umfrage des Münchner Ifo-Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik hervor. „Die Inflation bleibt auf einem sehr hohen Niveau“, sagte Ifo-Forscher Niklas Potrafke. An der Umfrage nahmen 1537 Experten aus 133 Ländern teil.

Die Umfrage kommt zu einer Zeit, da insbesondere an den Finanzmärkten die Hoffnung zunimmt, dass die 2021 und 2022 rasant gestiegene und viel zu hohe Inflation zumindest ihren Hochpunkt überschritten hat und dass das wiederum die Zentralbanken dazu veranlassen könnte, ihre Leitzinsen weniger aggressiv zu erhöhen als im Jahr 2022 und auch weniger als zuletzt avisiert. Vor allem in Bezug auf die US-Notenbank Fed gibt es derzeit eine ungewöhnlich große Diskrepanz zwischen dem, was die Fed in Sachen Zinsen in Aussicht gestellt hat, und dem, was an den Märkten eingepreist ist.

Die Umfrage dämpft nun ein wenig die Inflationszuversicht. Im vierten Quartal lag die erwartete durchschnittliche Rate von 7,1% für das Jahr 2023 zwar deutlich unterhalb der im dritten Quartal für 2022 geschätzten Rate von 9,5%. Dennoch rechnen die Experten auch in den kommenden Jahren weiterhin mit weltweit hohen Inflationsraten. Mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 5,8% im Jahr 2024 wird ein Rückgang im Vergleich zu 2023 erwartet. Auch in der längeren Frist, mit Blick auf das Jahr 2026, bleiben die Inflationserwartungen mit 4,5% weiter hoch.

„Die Erwartungen zum Jahresbeginn sind ermutigend, weil die Experten im Vergleich zum Vorquartal etwas niedrigere Inflationsraten sehen“, sagte Ifo-Forscher Potrafke. Dennoch bleibe die Inflation vergleichsweise hoch.

In Westeuropa (5,4%), Nordamerika (5,2%) und Südostasien (5,3%) liegen die Erwartungen für 2023 klar unterhalb des globalen Durchschnitts. „Zum Rückgang der Inflationserwartungen in Europa haben auch die Zinserhöhungen der EZB im Dezember beigetragen“, so Potrafke. Die EZB hatte den Leitzins im Dezember um weitere 50 Basispunkte er­höht. Besonders hoch sind die Erwartungen dagegen in Südasien (23%), Südamerika (25%), Nordafrika (32%) und Ostafrika (knapp 35%).