G20

Finanzstabilität im Fokus

Die Coronakrise hat die Schuldenstände vieler Länder nach oben getrieben. Beim G20-Treffen wird die Widerstandsfähigkeit der Staaten und die Finanzstabilität im Mittelpunkt stehen.

Finanzstabilität im Fokus

wf/ms Berlin/Frankfurt

Die globale Finanzstabilität sieht Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) als eines der zentralen Themen beim anstehenden Austausch der Finanzminister und Notenbankchefs der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20). Die sprunghaft gestiegene Inflation sei für viele Entwicklungsländer eine besondere Herausforderung, sagte Lindner am Mittwoch in Berlin. „Deshalb ist die Erwartung, dass sich dies natürlich auch im Abschlusskommuniqué am Freitag widerspiegelt.“ Die Stärkung der internationalen Finanzarchitektur zählt zu den Hauptpunkten auf der Agenda der indonesischen G20-Präsidentschaft. Die Konferenz am Donnerstag und Freitag in Jakarta ist wegen der Corona-Pandemie im hybriden Format organisiert. Viele Minister reisen nicht an. Auch Linder, der zum ersten Mal teilnimmt, wird virtuell aus Berlin zugeschaltet.

Die hohen Schuldenstände in einigen G20-Ländern und Entwicklungsländern werfen die Frage auf, wie es um die Widerstandsfähigkeit der Staaten bestellt sei und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, hieß es in Berlin. Deutschland wird Regierungskreisen zufolge den geplanten Resilience und Sustainabilty Trust des Internationalen Währungsfonds (IWF) von 50 Mrd. Dollar konstruktiv begleiten. Berlin werde dabei aber darauf dringen, dass die Schuldentragfähigkeit der Kreditnehmer genau geprüft werde und eine strikte Bedingung für die Inanspruchnahmen des Fonds darstelle.

Debatte über erhöhte Zinsen

Erwartet wird im Ministerium, dass beim G20-Treffen intensiv über die Auswirkungen von Zinserhöhungen und geänderten Zinsstrategien diskutiert wird. Eine straffere Geldpolitik könnte zu Kapitalabflüssen aus Schwellenländern führen. Gefordert seien die Länder selbst, sich durch makroökonomische Maßnahmen zu schützen; aber auch die Geberländer seien in der Pflicht.

IWF-Chefin Kristalina Georgiewa, warnte vor dem G20-Treffen, dass sich in den vergangenen Wochen das Momentum der Weltwirtschaft weiter abgeschwächt habe. Erst vor drei Wochen hatte der IWF seine Prognose für das globale Wachstum in diesem Jahr von zuvor 4,9% auf 4,4% gekürzt. Für die weitere Abschwächung seien nun neben der Omikron-Welle und den Lieferkettenproblemen die hohe Inflation und die geopolitischen Spannungen verantwortlich. Diese hätten „stark zugenommen“, so der IWF. Georgiewa sagte, dass es für die politischen Entscheider nun drei Prioritäten geben müsse: Erstens gelte es, die langfristigen wirtschaftlichen Schäden durch Covid-19 zu minieren. Dazu müssten alle Staaten vor allem schnell Zugang zu Corona-Impfstoffen, Testmöglichkeiten und Medikamenten bekommen. Zweitens müssten sich alle Länder wappnen, um den anstehenden geldpolitischen Straffungszyklus zu bewältigen. Laut IWF müssen aktuell vor allem die US-Notenbank Fed und die Bank of England gegensteuern. Die EZB habe noch mehr Zeit. Drittens müssten alle Länder ihren Schwerpunkt auf die fiskalische Nachhaltigkeit verlagern.