Versicherer

Gedämpfte Stimmung

Das Jahr 2021 ist für die deutsche Versicherungswirtschaft nicht gut gelaufen. Und die Aussichten sind ziemlich mau.

Gedämpfte Stimmung

Es war alles andere als ein Jubeljahr für die deutsche Versicherungsbranche. 2021 wird mit gewaltigen Naturkatastrophenschäden von 12,5 Mrd. Euro in die Annalen der Assekuranz eingehen – und der galoppierende Klimawandel, dem die Politik mit ihren Maßnahmen auf einem hölzernen Steckenpferd hinterherzuhecheln scheint, lässt befürchten, dass bald weitere Jahre mit Schäden in diesen Größen­ordnungen drohen. Die Anpassung an den Klimawandel, die Überarbeitung der Modelle und die Identifikation von Risiken im Zusammenhang mit der steigenden Erderwärmung sind für die Versicherer eine Herausforderung. Fehler könnten sich hart in der Ergebnisrechnung niederschlagen.

Doch nicht nur deshalb scheint die Stimmung in der Branche gedämpft. 2021 war nicht nur auf der Ergebnisseite ein mieses Jahr, auch die Beitragseinnahmen entwickelten sich nicht so wie geplant. Das war vor allem in der Lebensversicherung zu spüren, die zu Beginn des Jahres noch auf ein Wachstum von 2% hatte hoffen lassen, am Ende jedoch sogar schrumpfte. Auch für das laufende Jahr sind die Aussichten in der dem Volumen nach größten Versicherungssparte ziemlich verhalten.

Der überraschende Boom im Neugeschäft mit Riester-Renten ist nur als kurzes Aufflackern zu werten, zumal die Zahl der An­bieter unter den Versicherern nach den bisherigen Rahmen­bedingungen immer weiter schrumpft.

Der Branche dürfte es wenig schmecken, dass einige aktuell wichtige Themen für sie stark von der Politik abhängen. Die im Koalitionsvertrag vereinbarte grundlegende Reform der privaten Altersvorsorge ist eine Zitterpartie für die Lebensversicherer, da ein öffentlich verwalteter Fonds zwar nicht festgeschrieben wurde, es aber in das Papier geschafft hat und geprüft werden soll. Es ist das Schreckgespenst der Branche, gegen das Wolfgang Weiler, Präsident des Versichererverbands, bei der Vorstellung der Branchenzahlen am Donnerstag auch erneut anwetterte.

Auch in der Elementarschadenversicherung ist jetzt die Politik am Zug. Der Versichererverband hat seinen Vorschlag für ein Opt-out-Modell und gegen eine gesetzliche Versicherungspflicht vorgelegt. Hier dürfte eine für alle Seiten akzeptable Lösung jedoch ungleich leichter zu finden sein als bei der Reform der Altersvorsorge. Priorität dürfte das Thema in der neuen Regierung jedoch ebenso wenig haben wie das ebenfalls vorgelegte Konzept einer öffentlich-privaten Pandemieversicherung.

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