Deutschland

Großbanken blicken nach Scharm el-Scheich

Auch wenn sie selbst noch tief in fossilen Finanzierungen engagiert sind, ist die Klimakonferenz für Deutsche Bank und Commerzbank ein wichtiges Event.

Großbanken blicken nach Scharm el-Scheich

lee Frankfurt

Beim Klimaschutz hinken die deutschen Großbanken nach Ansicht von Umweltorganisationen ihren europäischen Wettbewerbern trotz anderslautender Beteuerungen hinterher. Zwar brüsten sich Deutsche Bank und Commerzbank unisono damit, die Nachhaltigkeit in der Konzernstrategie verankert zu haben, doch in der Praxis sind sie bislang tief in fossilen Finanzierungen engagiert. Gleichwohl rangiert der Klimaschutz ganz oben auf der Prioritätenliste – zumindest bei den Nachhaltigkeitsbeauftragten.

Auf der Klimaschutzkonferenz wird die Deutsche Bank denn auch mit einem ganzen Team vertreten sein. Neben dem Chief Sustainability Officer Jörg Eigendorf nehmen auch Lavinia Bauerochse, Global Head of ESG der Unternehmensbank, Claire Coustar, Global Head of ESG and Sustainable Finance der Investmentbank, und Markus Müller, Chief Investment Officer ESG der Privatkundenbank, an der Großveranstaltung teil. Zudem sponsort das Institut das sogenannte „Resilience Hub“, einen virtuellen und physischen Raum, in dem sich nach Angaben der Initiatoren bei der vorherigen globalen Klimaschutzkonferenz in Glasgow mehr als 10 000 Teilnehmer tummelten.

Messung erst 2030

Inwieweit sich die Aktivisten mit dem Versprechen der Deutschen Bank zufriedengeben, sich in der Unternehmensfinanzierung erstmals im Jahr 2030 an konkreten Klimazielen messen zu lassen, ist allerdings fraglich. Vor einer Woche hatte das Institut zwar angekündigt, in den vier Schlüsselbranchen Öl und Gas, Energieversorgung, Automobilherstellung und Stahl die von ihr finanzierten Emissionen deutlich zu senken. Bis sie auf null oder nahe null sinken, gibt sich die Großbank derweil noch zwei weitere Jahrzehnte. In den Augen vieler Klimaschützer dürfte die Frist bis dahin womöglich bereits abgelaufen sein. Die Deutsche Bank indes, die zum Teil langjährige Geschäftsbeziehungen zu Kunden aus den sogenannten braunen In­dustrien unterhält, hält nichts davon, diese kurzfristig zu kappen. „Ziel ist es, einen schrittweisen und geordneten Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe zu unterstützen“, lautet ihr Ansatz.

Net Zero bis 2050

Auch beim gelben Wettbewerber, der sein gesamtes Kredit- und Anlageportfolio bis spätestens 2050 auf Net Zero zu steuern trachtet, verfolgt man die Konferenz in Scharm el-Scheich aufmerksam. Wie Bettina Storck, Leiterin Group Sustainability Management, mitteilt, beteiligt sich die Commerzbank zudem als aktiver Partner der Deutschen Klimavereinbarung auch an der Kommunikation zur Klimakonferenz. „Die Verringerung des CO2-Ausstoßes ist wesentlicher Bestandteil unserer Nachhaltigkeitsstrategie“, unterstreicht sie.

Auch die Commerzbank will Net Zero für ihr gesamtes Kredit- und Anlageportfolio spätestens 2050 erreichen.Die Bank selbst wolle mit „gutem Beispiel vorangehen“ und die eigenen Betriebsemissionen bis spätestens 2040 auf null senken. Wie Storck betont, zeichnet sich ab, dass Afrika eine wichtige Rolle für die Produktion von grüner Energie spielen könnte: „Insofern begrüßen wir es, dass die Ausrichtung der Konferenz in Scharm el-Scheich auch diese Themen in den Fokus rückt.“

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