Folgen der Pandemie

IAB: Betriebe melden weniger Ausbildungs­abschlüsse

Einer IAB-Umfrage zufolge melden die Unternehmen in Deutschland deutlich weniger erfolgreiche Ausbildungsabschlüsse als vor der Pandemie. Auch die Qualität der Bewerbungen für Lehrstellen nimmt demnach ab.

IAB: Betriebe melden weniger Ausbildungs­abschlüsse

ast Frankfurt

In Deutschland haben im vergangenen Jahr deutlich weniger Menschen eine Ausbildung er­folgreich abgeschlossen als 2019. Einer Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge nahm fast in der Hälfte der Betriebe die Zahl der Bewerber ab. Etwa 40% der Befragten berichteten zudem, dass die Qualität der Bewerbungen abgenommen habe.

Die duale Berufsausbildung sei wichtig, um den Fachkräftebedarf von Betrieben zu sichern, teilte IAB-Direktor Bernd Fitzenberger mit. „Voraussetzungen hierfür sind zu­nächst, dass sie die von ihnen angebotenen Ausbildungsplätze be­setzen können und die Auszubildenden die Ausbildung erfolgreich abschließen können. Beides hat in der Pandemie deutlich gelitten.“

Den IAB-Ergebnissen zufolge schloss 2021 in 38% der Betriebe mindestens eine Person ihre Ausbildung erfolgreich ab. Zwei Jahre zuvor, vor Ausbruch der Pandemie, lag der Anteil noch bei 55%. Schon während der Hochzeit der Pandemie in Deutschland hatten die Unternehmen über ausbleibende Bewerber beklagt. Jobmessen wurden in den digitalen Raum verlegt oder ganz abgesagt, Schülerpraktika fanden aufgrund der Einschränkungen so gut wie gar nicht statt. Die Zahl der Interessenten für eine Lehrstelle sank massiv. Auch im Ablauf gab es Widrigkeiten: Prüfungen mussten verschoben werden oder der Stoff konnte in der vorgegebenen Zeit aufgrund von Ausfällen nicht vermittelt werden.

Um Ausbildungsplätze dennoch zu besetzen, versuchen viele Betriebe nach eigenen Angaben attraktiver für die Bewerbenden zu werden, zum Beispiel durch eine bessere Bezahlung und Zusatzleistungen. Mit der Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro zum 1. Oktober steigt auch die Ausbildungsvergütung. Den Fachkräftemangel dürfte dieser Anreiz aber kaum mildern: Ökonomen befürchten, dass Schulabgänger direkt anfangen zu arbeiten, weil sie so schneller Geld verdienen als während einer Ausbildung.

Die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro dürfte laut der Gemeinschaftsprognose der Wirtschaftsforschungsinstitute (siehe Berichte auf dieser Seite) zu einer langsamer steigenden Zahl der Erwerbstätigen führen. Der Krieg in der Ukraine wirkt sich den Instituten zufolge nur bedingt auf den Arbeitsmarkt aus, weil die verzögerte Erholung der Produktion von der Coronakrise im Wesentlichen über die Arbeitszeit abgefangen werden dürfte. Zudem steigt durch die ukrainischen Geflüchteten das Arbeitskräfteangebot. Die Arbeitslosenquote sinkt laut der Prognose nach 5,7% in 2021 auf 5,0% in beiden Prognosejahren.