Regierungskonsultationen

IWF drängt Bank of Japan zu Zinserhöhungen

Die Zeit der niedrigen Deflation und der schwachen Binnennachfrage gehe zu Ende, erklärte der Internationale Währungsfonds nach Regierungskonsultationen in Tokio. Daher müsse die Geldpolitik gestrafft werden.

IWF drängt Bank of Japan zu Zinserhöhungen

Währungsfonds drängt Bank of Japan zu Zinserhöhungen

mf Tokio

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die Bank of Japan (BoJ) zu einer Abkehr von ihrer ultralockeren Geldpolitik aufgefordert. Anlässlich der jährlichen Konsultationen mit Japan empfahl der IWF der Notenbank, ihre Steuerung der Zinskurve aufzugeben, die massiven Ankäufe von Wertpapieren zu stoppen und anschließend die kurzfristigen Zinssätze schrittweise anzuheben.

Zur Begründung erklärte der IWF, dass die Zeit der niedrigen Inflation und schwachen Binnennachfrage in Japan zu Ende geht. Seit Mitte 2023 stimme die Nachfrage mit der Kapazität der Wirtschaft überein, die Produktionslücke sei geschlossen. „Wir rechnen für 2024 mit einem Wachstum von 1,0%“, erklärte Vizegeschäftsführerin Gita Gopinath in Tokio.

Auch das Erreichen einer anhaltenden Inflation von 2%, wie von der BoJ angestrebt, wird nach Ansicht des Währungsfonds immer wahrscheinlicher. Der Preisanstieg erfolge zum ersten Mal seit drei Jahrzehnten auf breiter Basis für alle Waren und Dienstleistungen, während die Löhne so schnell wie seit 1995 nicht mehr stiegen. Die meisten Haushalte und Unternehmen würden nun erwarten, dass die Inflation auch in Zukunft über 2% liegen wird.

Zwar werde der Einfluss der Importpreise auf die Inflation abnehmen, meinte der IWF. „Aber wir gehen davon aus, dass ein sehr starker Arbeitsmarkt die Nominallöhne in die Höhe treiben wird“, sagte Gopinath. Dadurch würde die Kerninflation bis zur zweiten Hälfte 2025 über dem 2-%-Ziel der Notenbank gehalten.

Wie zur Bestätigung forderte die Betriebsgewerkschaft von Nippon Steel am Freitag eine Erhöhung der Basislöhne um rund 10%. „Wir wollen den privaten Konsum steigern und einen Ausstrahlungseffekt für ganz Japan erreichen“, meinte Gewerkschaftschef Naomichi Kono.

In seiner Analyse geht der IWF jedoch noch einen Schritt weiter. Angesichts der ausgelasteten Wirtschaftskapazität und der hohen Staatsverschuldung sollte Japan seine Finanzpolitik straffen und den Haushalt konsolidieren. Konkret schlägt der Währungsfonds vor, zum Beispiel die Finanzeinkommen von Hochverdienern stärker zu besteuern und die Energiesubventionen schrittweise abzuschaffen.

Darüber hinaus könnten Strukturreformen dazu beitragen, Japans Wirtschaft dynamischer, grüner und integrativer zu machen. Dazu gehörten Maßnahmen zur Stärkung der Rolle der Frauen auf dem Arbeitsmarkt, wie etwa Reformen zur Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen.

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