Japans Inflationsdaten schüren Zinsfantasien
Japans Inflationsdaten schüren Zinsfantasien
Stärkere Teuerung und schwacher Yen als mögliche Auslöser
mf Tokio
Japans Preise haben im Februar gegenüber dem Vorjahr wie erwartet deutlich zugelegt. Doch widersprüchliche Details schüren Unsicherheit, ob die Bank of Japan (BoJ) nach der Abschaffung des Negativzinses am 19. März erneut den Leitzins anheben könnte. Laut einer Bloomberg-Umfrage gehen knapp zwei Drittel der Ökonomen davon aus, dass die BoJ den Leitzins im Juni oder im Oktober von 0,0–0,1% auf 0,25% hochsetzt.
Die Gesamtinflation sprang im Februar von 2,2% im Vorjahr auf 2,8%. In der Kernrate ohne frische Lebensmittel ging es von 2,0% auf 2,8% nach oben. Allerdings spielte hier der Basiseffekt die größte Rolle, da die Regierung im Februar 2023 Subventionen für Energiepreise eingeführt hatte.
Die Teuerungsrate ohne Nahrungsmittel und Energiepreise, die das wichtigste Preisbarometer der BoJ ist, sank dagegen von 3,5% auf 3,2%. Damit fehlt jedes Anzeichen von Überschießen, das gemäß BoJ-Gouverneur Kazuo Ueda für eine weitere Straffung der Geldpolitik erforderlich wäre.
Dennoch suchen die Börsen weiter nach Hinweisen auf den Auslöser und den Zeitpunkt einer neuerlichen Zinsanhebung. Am Dienstag hatten die Notenbanker den Negativzins, die Kontrolle der Zinskurve und die Aktienkaufprogramme abgeschafft, aber die „akkommodierenden Finanzbedingungen“ beibehalten.
Gemeint waren monatliche Käufe von Staatsanleihen im bisherigen Umfang von 6 Bill. Yen (37 Mrd. Euro). Laut Ueda wollte die BoJ mit dem Ausstieg ohne Sicherheit über die Lohnentwicklung auch vermeiden, dass später „aggressive Maßnahmen“ erforderlich würden. Ueda unterstrich, er verfolge „keine Nullzinspolitik“.
Fokus auf den Wechselkurs
Ein möglicher Handlungsanlass für die Notenbank könnte die Entwicklung des Yen-Wechselkurses sein. Entgegen den Erwartungen wertete die japanische Währung nach der Entscheidung der BoJ ab statt auf. Ein schwächerer Yen treibt jedoch die Preise von täglich benötigten Importwaren von Kraftstoffen bis zu Nahrungsmitteln in die Höhe.
Vor dem Wochenende fiel der Yen zum Dollar auf den niedrigsten Wert seit 1990 und näherte sich bis auf 2% der Marke von 155 Yen je Dollar, die als Schwelle für eine Intervention am Devisenmarkt gilt. Eine Anhebung des Leitzinses würden den Yen ähnlich wie eine Intervention stärken.