Konjunktur

Kauflaune steigt zum Jahresende

Die deutschen Verbraucher sind zum Jahresende versöhnlicher gestimmt. Wegen höherer Einkommenserwartungen steigt das Konsumklima und es werden auch wieder größere Anschaffungen geplant. Die hohe Unsicherheit und die nur langsam sinkende Inflation lassen allerdings wenig Raum für eine stärkere Erholung.

Kauflaune steigt zum Jahresende

Kauflaune nimmt zum Jahresende zu

Höhere Einkommenserwartungen lassen Konsumklima steigen – Konjunktur wird weniger pessimistisch gesehen

Die deutschen Verbraucher sind zum Jahresende versöhnlicher gestimmt. Wegen höherer Einkommenserwartungen steigt das Konsumklima und es werden auch wieder größere Anschaffungen geplant. Die hohe Unsicherheit und die nur langsam sinkende Inflation lassen allerdings wenig Raum für eine stärkere Erholung.

ba Frankfurt

Die deutschen Verbraucher zeigen sich zum Jahresschlussspurt etwas freundlicher gestimmt. In der Konsumklimastudie Dezember des GfK und des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) wurden Einkommenserwartung und Anschaffungsneigung spürbar höher bewertet. Auch die Konjunkturaussichten wurden leicht positiver eingeschätzt. Die Institute schätzen daher das Konsumklima für Januar auf minus 25,1 Punkte – das sind 2,5 Zähler mehr als im Vormonat und der höchste Wert seit August dieses Jahres. Ökonomen hatten nach der zuletzt eher stagnierenden Entwicklung einen etwas geringeren Zuwachs auf −27,0 Punkte prognostiziert.

Auch im Euroraum hat das Verbrauchervertrauen im Dezember zugelegt: Der von der EU-Kommission erhobene Indikator kletterte um 1,8 Prozentpunkte auf 15,1 Punkte − liegt damit aber weiter unter dem langjährigen Durchschnitt.

„Ob es sich beim aktuellen Anstieg um den Beginn einer nachhaltigen Erholung der Konsumstimmung handelt, bleibt abzuwarten“, erklärte NIM-Experte Rolf Bürkl. Nach wie vor seien die Sorgen der Konsumenten groß: „Geopolitische Krisen und Kriege, stark steigende Lebensmittelpreise sowie die Diskussionen um die Aufstellung des Staatshaushaltes für das Jahr 2024 sorgen nach wie vor für Verunsicherung.“ Folglich sei auch das Niveau des Konsumklimas derzeit noch „überaus niedrig“. Für einen nachhaltigen Aufschwung der Konsumfreude müsse die Inflation weiter zurückgehen und es müssten Lösungen für die diversen Krisenherde gefunden werden.

Allerdings nimmt laut einer Ifo-Umfrage der Anteil der Unternehmen wieder zu, die ihre Preise in den kommenden Monaten anheben wollen. „Damit dürfte der Rückgang der Inflationsraten vorerst ins Stocken geraten“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Vor allem wollten die Gastronomen die Wiederanhebung der Mehrwertsteuer zum Jahreswechsel von 7% auf den regulären Satz von 19% an ihre Kunden weitergeben. Aber auch die Einzelhändler planten wieder vermehrt Preisanhebungen.

Haushaltskrise belastet

„Das Hickhack um den Staatshaushalt wird die Verbraucherlaune eher noch belasten“, mahnt auch Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Planbarkeit und Verlässlichkeit seien kaum gegeben und es bestehe „kein Grund, dass Verbraucher aus der Deckung kommen“. Die bessere Stimmung sei aber willkommen, auch wenn sie nicht zu Euphorie einlade.

Als wesentliche Stütze erwies sich im Dezember die Einkommenserwartung. Das Barometer stieg um 9,8 auf −6,9 Punkte und damit den höchsten Wert seit Juli. Ursächlich waren laut GfK „die zu erwartenden deutlichen Zuwächse bei der für die privaten Haushalte wichtigsten Einkunftsquelle: den Löhnen und Gehältern bzw. den Renten“. Aber auch die Jobsicherheit oder berufliche Veränderungen/Verbesserungen wie etwa das Ausbildungsende wurden genannt. Zudem will etwa jeder zehnte Befragte durch geringere Ausgaben mehr sparen.

Die Anschaffungsneigung beendet die etwa anderthalb Jahre währende Stagnationsphase. Das entsprechende Barometer legte um 6,2 auf −8,8 Punkte zu. Höher stand es zuletzt im März 2022, also direkt zum Ausbruch des Ukraine-Krieges. Allerdings ist das Niveau immer noch niedriger als während der beiden Lockdowns während der Corona-Pandemie 2020/2021. „Auch dieser Fakt belegt die momentan stark ausgeprägte Verunsicherung der Verbraucher durch die multiplen Krisen“, betonten die Nürnberger Marktforscher.

Dennoch blicken die Verbraucher zum Jahresende nicht mehr ganz so pessimistisch auf die weitere konjunkturelle Entwicklung. Der Indikator legte um 1,9 auf −0,4 Punkte zu. Das deckt sich mit der
Einschätzung deutscher Wirtschaftsforschungsinstitute, die zuletzt ihre Wachstumsprognosen für das kommende Jahr – teils deutlich – gekappt haben. Das IW Köln etwa erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,5% schrumpft. Andere Institute wie das Ifo oder das IfW Kiel sind etwas optimistischer und prognostizieren ein Wachstum von 0,9%. Für 2023 wird im Schnitt ein Minus von 0,3% erwartet.

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