Geldpolitik

„Kein Mehrwert in digitalem Franken“

In der Schweiz tritt die Zentralbank bei der Entwicklung eines digitalen Franken auf die Bremse. Dafür sehe die Be­völkerung keinen Bedarf, sagte Dewet Moser, Direktionsmitglied der Schweizerischen Nationalbank (SNB), im Rahmen einer...

„Kein Mehrwert in digitalem Franken“

dz/rec Zürich/Frankfurt

In der Schweiz tritt die Zentralbank bei der Entwicklung eines digitalen Franken auf die Bremse. Dafür sehe die Be­völkerung keinen Bedarf, sagte Dewet Moser, Direktionsmitglied der Schweizerischen Nationalbank (SNB), im Rahmen einer Medienkonferenz. Es sei auch kein Bedarf absehbar, das bestehende Angebot an Zahlungsmitteln sei ausreichend und genieße eine große Akzeptanz. Die Nationalbank erforsche zwar die Optionen zur Schaffung von digitalem Notenbankgeld, „aber nicht mit der Idee, einen digitalen Franken hervorzubringen“, sagte Moser. „Wir sehen in einem digitalen Franken keinen Mehrwert für die Wirtschaft und das Publikum.“

Die Äußerungen Mosers lassen Beobachter aufhorchen, gelten doch die Währungshüter in der Schweiz in Europa als Vorreiter in der Erprobung digitaler Zentralbankwährungen. Weltweit gewinnt das Thema unter Notenbanken und zunehmend auch in der breiten Öffentlichkeit an Aufmerksamkeit (siehe auch unten stehender Bericht). So wird erwartet, dass der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) in Kürze ein Pilotprojekt für einen digitalen Euro formal auf den Weg bringen wird.

Die Pandemie gibt einen zusätzlichen Schub, hat sie doch die Veränderung das Zahlungsverhaltens beschleunigt. Besonders deutlich wird das in der Schweiz. Normalerweise verändert sich das Zahlungsverhalten der Bevölkerung so langsam, dass die sich wandelnden Präferenzen der Konsumenten beim Einsatz der verschiedenen Zahlungsmittel (Bargeld, Kartengeld oder elektronische Bezahl-Apps) nur über längere Zeiträume deutlich zum Vorschein kommen. Doch im vergangenen Jahr ging ein beispielloser Bruch durch die Statistik, wie die Ergebnisse der zweiten Zahlungsmittelumfrage der Schweizerischen Nationalbank zeigen: Bargeld war 2020 nur noch für Kleinbeträge unter 20 sfr das meistgenutzte Zahlungsmittel. Das wertmäßig am häufigsten verwendete Zahlungsmittel war die Debitkarte. Gemessen am Transaktionswert ist deren Marktanteil seit 2017 von 29% auf 33% im Jahr 2020 gestiegen. Gleichzeitig ist der Bargeldanteil von 45% auf 24% eingebrochen. Noch stärker hat die Nutzung von Bezahl-Apps zugenommen. In der repräsentativen Befragung gab jeder Zweite an, über eine Bezahl-App zu verfügen. 2017 waren es erst 11%.