Geldpolitik

Klimawandel befeuert Inflation

Der Klimawandel kann die Inflation antreiben. Die Wirtschaft leidet bereits unter Extremwetterereignissen. Die Geldpolitik reagiert. Besonders Lebensmittel- und Dienstleistungsinflation werden durch heiße Sommer befeuert.

Klimawandel befeuert Inflation

Klimawandel befeuert Inflation

EZB: Heiße Sommer beeinflussen Preisstabilität – Lebensmittel und Dienstleister im Fokus

ast Frankfurt

Der Klimawandel kann die Inflation beschleunigen. Zu diesem Ergebnis kommen Ökonomen der EZB in einem Forschungs-Bulletin. In ihrem Artikel stellen die Autoren einen Zusammenhang zwischen Wetterschocks und der Höhe sowie der Volatilität der Inflation fest. Insbesondere die Nahrungsmittelproduktion und der Dienstleistungssektor zeigen in heißen Sommern deutliche Veränderungen, die für die Inflation entscheidend sind.

Auswirkungen nicht linear

Der Klimawandel wirkt sich rund um die Welt zunehmend auf die Wirtschaft aus. Extreme Wetterereignisse sind nicht nur häufiger, sondern auch schwerwiegender geworden. Dem EZB-Bulletin zufolge sind in allen vier größten Volkswirtschaften des Euroraums negative Auswirkungen zu beobachten. Die Belege, dass sich höhere Temperaturen negativ auf die Wirtschaftsleistung auswirken, sind vielzählig. So leidet nicht nur die landwirtschaftliche Produktion. Auch die Arbeitsproduktivität nimmt ab, der Energiebedarf steigt und Lieferketten können unterbrochen sein – so geschehen etwa im vergangenen Jahr auf dem Rhein, dessen historisches Niedrigwasser Frachtschiffen die Passage unmöglich machte.

Viele Zentralbanken sehen daher zunehmend die Notwendigkeit, die makroökonomischen Folgen des Klimawandels – auch für die Geldpolitik – zu verstehen. Da sich der Klimawandel bereits auf die Wirtschaft auswirkt, gehen die Autoren davon aus, dass er auch für das Preisstabilitätsmandat der Zentralbanken immer relevanter wird. Allerdings sind die Auswirkungen auf die Inflation nicht linear. Stattdessen werden sie von Wetterschocks wie extremer Hitze oder Starkregen durch andere Faktoren verstärkt. Eine Studie kommt demzufolge zu dem Schluss, dass extreme Sommer langanhaltende Auswirkungen haben können. Wetterschocks im Winter oder Frühjahr wirken hingegen weniger stark auf die Inflation.

Gastgewerbe boomt

Naheliegend neben der Auswirkungen auf die Lebensmittelproduktion und -preise ist die Erkenntnis, dass die Dienstleistungsinflation durch heiße Sommer angetrieben wird. Denn hier schlagen die höheren Lebensmittelpreise besonders durch. Auch Freizeitdienstleistungen und Tourismus sind besonders von Temperaturschocks betroffen, da es sich um arbeitsintensive Sektoren handelt. Die negativen Folgen auf Arbeitsangebot und Produktivität sind den EZB-Autoren zufolge gut dokumentiert, wenn die Temperaturen eine kritische Schwelle überschreiten.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass Volatilität und Heterogenität – zwischen den EU-Staaten – zunehmen können. Insbesondere heiße Sommer könnten zu einem häufigeren und anhaltenden Aufwärtsdruck auf die Teuerung führen. Mit dem Fortschreiten des Klimawandels dürften solche Effekte in Zukunft häufiger auftreten.

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