EZB

Kreditvergabe schwächt sich weiter ab

Sowohl die Wachstumsraten der Kreditvergabe als auch der Geldmengen haben sich im Dezember weiter abgeschwächt. Ökonomen sehen darin einen Beleg, dass die Zinserhöhungen der EZB wirken.

Kreditvergabe schwächt sich weiter ab

Zum Jahresende hat sich das Wachstum der Kreditvergabe an Unternehmen im Euroraum merklich abgeschwächt. Die Banken reichten im Dezember 6,3% mehr Kredite an Unternehmen aus als im Vorjahr, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Freitag mitteilte. Im November betrug das Wachstum 8,3%, während es im Oktober noch 8,9% waren. Auch die Kreditvergabe an Privathaushalte schwächte sich ab: Laut EZB vergaben die Banken 3,8% mehr Darlehen als im Dezember 2022. Im November betrug die Jahreswachstumsrate noch 4,1%. Ricardo Amaro, Senior Economist bei Oxford Economics, warnt aber, dass „die Jahreszahlen zu schmeichelhaft sind“ – die zugrundeliegende Dynamik sei schwächer. Die Buchkredite an den privaten Sektor wuchsen um 5,3% nach 6,2%. Die Kreditströme gingen aber im Dezember um 25 Mrd. Euro zurück. Das ist das größte Monatsminus seit Juli 2014.

„Der starke Rückgang der Kreditaufnahme des privaten Sektors im Dezember zeigt, dass die drastischen Zinserhöhungen der EZB langsam die gewünschte Wirkung zeigen“, urteilt ING-Volkswirt Bert Colijn. In einer bereits schwachen Wirtschaft sei dies ein weiterer dämpfender Effekt. Dies reiche aber nicht aus, um die Zinsentscheidung der EZB am kommenden Donnerstag zu beeinflussen. Er erwartet wie das Gros der Ökonomen einen weiteren Zinsschritt von 50 Basispunkten. Seit Juli 2022 haben die Euro-Hüter die Zinsen im Kampf gegen die hohe Inflation drastisch erhöht. EZB-Präsidentin Christine Lagarde signalisierte zuletzt mehrere weitere Zinserhöhungen um jeweils einen halben Prozentpunkt. Laut einer Bloomberg-Umfrage erwarten Volkswirte nach einem 50-Punkte-Schritt im Februar für Mai einen kleineren Anstieg. Die Befragten gehen davon aus, dass der Einlagensatz dann für etwa ein Jahr auf dem Niveau von 3,25% verharren wird, bevor eine schwächer werdende Wirtschaft allmähliche Zinssenkungen fordern wird. Außerdem werden weitere Details zum Abbau der Anleihebestände erwartet.

Unterdessen schwächte sich auch das Geldmengenwachstum ab. Die breit gefasste Geldmenge M3 legte laut EZB im Dezember um 4,1% zu nach 4,8% im Vormonat. Analysten hatten einen Rückgang auf 4,6% erwartet. Die Wachstumsrate der enger gefassten Geldmenge M1 fiel von 2,4% im November auf 0,6% im Dezember. M1 gilt vielen Beobachtern als guter Konjunkturindikator. Das langsamere M3-Wachstum hingegen könnte signalisieren, dass womöglich der Preisdruck künftig nicht mehr ganz so stark sein wird. Eine Untersuchung der Bundesbank im Monatsbericht Januar hat aber ergeben, dass sich die Korrelation zwischen der Entwicklung von Geldmenge und Preisen seit der Jahrtausendwende abgeschwächt hat.

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