Weltwirtschaft

Rating­agentur befürchtet Trend­wende am Kreditmarkt

Mit der schleunigen Erholung von der Coronakrise und niedrigen Insolvenzzahlen in der Weltwirtschaft ist es vorbei: Zu diesem Schluss kommen die Ökonomen von S&P Global und Allianz Trade.

Rating­agentur befürchtet Trend­wende am Kreditmarkt

rec Frankfurt

Die Ratingagentur S&P Global befürchtet eine Wende zum Schlechteren an den weltweiten Kreditmärkten. Inflation, Ukraine-Krieg und Chinas kompromissloser Umgang mit dem Coronavirus würden zur Last für die Finanzierungsbedingungen von Unternehmen, diagnostizieren die Bonitätswächter in einer Studie zur Weltwirtschaft. Der führende Kreditversicherer Allianz Trade stellt sich auf deutlich mehr Insolvenzen ein.

Die Erholung der Weltwirtschaft von der Pandemie-Krise ist aus mehreren Richtungen in Gefahr geraten. Die anhaltend hohe Inflation in den meisten Ländern hat Zentralbanken mit Zinserhöhungen auf den Plan gerufen. Sorgen vor einer Stagflation, also hoher Teuerung bei geringem Wachstum, mehren sich. Ökonomen haben durchweg ihre Wachstumsprognosen abgesenkt. Hintergrund sind auch der Ukraine-Krieg und Chinas Nulltoleranzpolitik.

Diesen Dreiklang betonen auch die Ökonomen von S&P. Bisherige Annahmen über die Abwärtsrisiken hätten sich als zu mild erwiesen. Ihr Einfluss sei längerfristig und schädlicher als erwartet. Mit Blick auf die Kreditvergabe stünden die Zeichen auf „Trendwende“.

Auch wenn sich dies bislang nicht in Ratings und Bilanzen niedergeschlagen habe, halten sie die Weltwirtschaft für angeschlagen. Es gebe „ungewöhnlich viele negative Schocks“ auf einmal. Die S&P-Ökonomen haben ihre Wachstumsprognosen für die USA (2,4%), die Eurozone (2,7%) und China (4,2%) gestutzt.

Der Kreditversicherer Allianz Trade (früher Euler Hermes) geht davon aus, dass sich das weltweite Insolvenzgeschehen normalisiert. Nach üppigen Coronahilfen läuft dies auf eine Zunahme der Insolvenzen hinaus – Allianz Trade zufolge um 10% zu 2021. Seit zwei Jahren sei die Insolvenzentwicklung durch die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen von der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung weitestgehend entkoppelt „und damit auf einem künstlich niedrigen Niveau“ gewesen, sagt Allianz-Trade-Analyst Maxime Lemerle. „Jetzt dürfte sich die Anzahl der Insolvenzen wieder dem Vorkrisenniveau annähern.“

Bericht Seite 9