Ex-WTO-Chef

Roberto Azevêdo 65

Seit 1. September 2020 ist Azevêdo, der am 3. Oktober 65 wird, Executive Vice President, Chief Corporate Affairs Officer und Chairman of Board of Directors, Pepsico Foundation.

Roberto Azevêdo 65

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So laut der Abgang von Roberto Azevêdo von der Spitze der Welthandelsorganisation (WTO) war, so ruhig ist es inzwischen um ihn geworden. Mitten in der Corona-Pandemie hat er Ende August 2020 seinen Posten an der Spitze der Genfer Organisation ein Jahr vor Ablauf seiner zweiten Amtszeit geräumt. Es handele sich um eine „persönliche Entscheidung“, sagte Azevêdo damals den überraschten WTO-Diplomaten der 164 Mitgliedstaaten. Gesundheitliche Gründe oder Ambitionen auf ein anderes politisches Amt hätten dabei keine Rolle gespielt.

Nun könnte der Brasilianer möglicherweise in sein Heimatland zurückkehren – als Kabinettsmitglied für Luiz Inacio Lula da Silva, falls der linksgerichtete ehemalige Präsident die Wahlen gewinnt. Dies berichtet Bloomberg unter Berufung auf vier Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind. Ihnen zufolge wird der verheiratete Vater von zwei erwachsenen Töchtern von Lulas Wahlkampfmitgliedern als geschickter und erfahrener Verhandlungsführer angesehen, der mehrere Schlüsselministerien leiten könnte, darunter Finanzen, Handel und Industrie oder Außenbeziehungen.

Azevêdo hat nach seinem Elektrotechnik-Abschluss der Universität von Brasilia die Diplomatenschule des brasilianischen Außenministeriums besucht. Nach Stationen in Washington, Montevideo und Genf wurde er Vizeminister für wirtschaftliche und technologische Angelegenheiten im Außenministerium, bevor er 2008 zur WTO wechselte. Seit 1. September 2020 ist Azevêdo, der am 3. Oktober 65 wird, Executive Vice President, Chief Corporate Affairs Officer und Chairman of Board of Directors, Pepsico Foundation. Dieser Seitenwechsel hatte nicht nur wegen des nahtlosen Übergangs für Kritik gesorgt. Denn seine Aufgabe ist die Pflege der Beziehungen des Konzerns zu Regierungen im In- und Ausland, Regulierungsbehörden, internationalen Organisationen und anderen Interessengruppen.

Mittlerweile haben sich auch die Wogen bei der WTO geglättet. Ngozi Okonjo-Iweala, die nach langem Gezerre wegen der Blockadehaltung der US-Regierung unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump dann im Februar 2021 zur Azevêdo-Nachfolgerin gekürt wurde, wurden nach dem WTO-Gipfel Mitte Juni dieses Jahres Bestnoten ausgestellt. Die erste Frau und erste Vertreterin Afrikas an der WTO-Spitze gilt als durchsetzungsstark, bestens vernetzt und diplomatisch versiert – allesamt Qualitäten, die Azevêdo in den Augen vieler vermissen ließ.

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