Geldpolitik

Russlands Notenbank verschärft straffen Kurs

Die Währungshüter in Russland haben ihren Anfang des Jahres eingeschlagenen Kurs der geldpolitischen Straffung verschärft. Damit setzen sie ihren Kurs, die Inflation strikt zu bekämpfen, fort.

Russlands Notenbank verschärft straffen Kurs

rec Frankfurt

Die Währungshüter in Russland haben ihren Anfang des Jahres eingeschlagenen Kurs der geldpolitischen Straffung verschärft. Sie hoben den Leitzins am Freitag um 1 Prozentpunkt auf 6,5% an – so stark wie seit dem Jahr 2014 nicht. Das entsprach der Konsenserwartung unter Analysten. Damit reagiert die Zentralbank auf die seit Monaten steigenden Inflationsraten im Land. Einige Ökonomen erwarten nun keine weiteren Zinserhöhungen in diesem Jahr, andere halten dies hingegen für möglich. Notenbankchefin Elwira Nabiullina blieb dahingehend im Ungefähren: „Derzeit sehen wir den Leitzins im nächsten Jahr im Bereich von 6 bis 7%“, sagte Nabiullina laut der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Inflation in Russland ist im Juni auf 6,5% gestiegen, den höchsten Stand seit fünf Jahren. Die Zentralbank strebt eine Inflationsrate von 4% an. Sie rechnet zum Ende dieses Jahres nun mit einer Teuerungsrate zwischen 5,7 und 6,2%, was 1 Prozentpunkt über der bisherigen Projektion liegt. Ende 2022 dürfte sich die Inflation demnach wieder dem Zielwert annähern. „Wir dürfen uns nicht mit erhöhten Inflationserwartungen abfinden, damit sie sich nicht auf diesem hohen Niveau verankern“, sagte Nabiullina zur Begründung für die Zinserhöhung.

Mit ihrem Schritt bleiben Russlands Währungshüter ihrem Kurs treu, steigende Inflationsraten möglichst entschieden einzudämmen. Sie gehörten weltweit zu den ersten Notenbankern, die die Zinswende einleiteten, als sich im Frühjahr eine wirtschaftliche Erholung von der Coronakrise abzuzeichnen begann. Angesichts der Verwerfungen im Zuge der Pandemie hatten sie den Leitzins zwischenzeitlich bis auf 4,25% abgesenkt.

Beobachter sind uneins, wie es nun weitergeht. Vladimir Osakovskiy, Ökonom der Bank of America, rechnet nicht mit weiteren Schritten nach oben. ING-Volkswirt Dmitry Dolgin hält den Spielraum der Zentralbank für weitere Zinserhöhungen für be­grenzt. Etwas anderer Auffassung ist Liam Peach, Schwellenländerexperte von Capital Economics. Er hält weitere Zinserhöhungen im Umfang von 75 Basispunkten im September und Oktober für erforderlich und verweist auf die anziehenden Inflationserwartungen unter Verbrauchern. Zentralbankchefin Nabiullina sagte, eine gute Getreideernte könne für einen stärkeren Rückgang der Lebensmittelpreise sorgen. Die sind zuletzt besonders stark gestiegen. Die Notenbank erwartet in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von 4 bis 4,5%, etwas mehr als bislang.

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