US-Konjunktur

Schwäche in der US-Industrie dauert an

Die US-Wirtschaft befindet sich in unruhigen Gewässern. Im Oktober gab die Industrieproduktion nach und verzeichnete damit den vierten Rückgang in den letzten sechs Monaten. Zwar legten die Umsätze im Einzelhandel zu, doch Experten warnen vor einem schwachen Weihnachtsgeschäft.

Schwäche in der US-Industrie dauert an

det Washington

Die US-Industrie bekommt den Gegenwind steigender Zinsen und der allgemeinen Konjunkturschwäche zu spüren. Wie die Notenbank berichtete, gab die Industrieproduktion im Oktober um 0,1% nach. Ökonomen hatten einen Anstieg um 0,1% erwartet. In vier der letzten sechs Monate war die Wachstumsrate mit einem negativen Vorzeichen versehen. Im verarbeitenden Gewerbe wurde eine Zunahme um 0,1% gemessen, während im Bergbau und bei Versorgungsunternehmen die Produktion geringer ausfiel.

Analysten rechnen nach der Seitwärtsbewegung der vergangenen Monate mit andauernder Schwäche in der Industrie. Zum einen löse sich allmählich der Nachfragestau auf, der sich während der Coronakrise gebildet hatte, und die Lagerbestände würden steigen. Dazu gesellen sich noch die wachsenden Sorgen um eine mögliche Rezession.

Für einen der wenigen Lichtblicke hält Richard Moody, Chefvolkswirt bei Regions Financial Corporation, die Autoindustrie. „Die Autohersteller haben noch einen ordentlichen Weg, den sie zurücklegen müssen, könnten sich in den kommenden Monaten aber als wichtige Stütze für die Industrie erweisen“, sagte Moody.

Ungeachtet der insgesamt eher trüben Konjunkturaussichten hat der US-Einzelhandel im Oktober für eine angenehme Überraschung gesorgt. Wie das Handelsministerium berichtete, legten die Verkaufserlöse um 1,3 % gegenüber dem Vormonat und um 8,3 % im Vorjahresvergleich zu. Bankvolkswirte hatten eine Monatsrate von etwa 1,0 % prognostiziert. Gestützt wurde die Branche von Tankstellen und dem Gastgewerbe. Ohne Autos und Benzin kletterten die Umsätze um 0,9 %. Rückgänge ermittelte das Ministerium hingegen bei Heimelektronik und bei Warenhäusern sowie im Buch- und Sportwarenhandel.

Schwieriges Umfeld

Unterdessen bewerten Analysten die weiteren Aussichten höchst unterschiedlich. „Alles in allem zeichnen die Einzelhandelsdaten zum Beginn des laufenden Quartals das Bild eines erstaunlich robusten privaten Konsums“, sagt Bantleon-Ökonom Andreas Busch. Pessimistischer schätzt Brian Cornell, Vorstandschef der Warenhauskette Target, die Aussichten ein. Das Unternehmen hatte am Dienstag die Gewinnerwartungen für das dritte Quartal deutlich verfehlt. „Wir haben von Ende Oktober bis Anfang November deutliche Veränderungen im Konsumverhalten der Kunden beobachtet“, stellt Cornell fest. Mit Blick auf das angelaufene Weihnachtsgeschäft konstatiert Cornell, dass sich die Verbraucher „in einem schwierigen Umfeld befinden“. Sie würden ihre Ausgaben vorrangig auf Artikel mit starken Preisnachlässen konzentrieren.

Ein weiteres Zeichen für nachlassenden Inflationsdruck lieferten die US-Einfuhrpreise, die im Oktober um 0,2 % zum Vormonat nachgaben. Die Monatsrate ist seit Juni dieses Jahres nicht mehr gestiegen. Auf Jahressicht verteuerten sich Importe um 4,2 %. Das wiederum ist der geringste Anstieg seit Februar 2021. Billiger als im September waren neben Energieprodukten auch Konsumgüter und Lebensmittel. Höhere Preise wurden hingegen bei Autos und Investitionsgütern gemessen. Wie aus dem Index der Inflationserwartungen der Atlanta Fed für November hervorgeht, rechnen Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten mit einer Teuerungsrate von 3,3 %.

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