Verbraucherpreise

Türkische Geldpolitik zeigt Wirkung bei Inflation

Die Inflation in der Türkei geht im Oktober überraschend etwas zurück. Eine Trendwende dürfte das jedoch noch nicht sein.

Türkische Geldpolitik zeigt Wirkung bei Inflation

Türkische Geldpolitik zeigt Wirkung

Inflationsrate geht überraschend zurück – Dennoch hohes Niveau – Trendwende aber wohl noch nicht erreicht

mpi Frankfurt

Zum ersten Mal seit Juni sinkt die Inflationsrate in der Türkei wieder. Die Verbraucherpreise legten im Oktober im Jahresvergleich um 61,4% zu. Dies teilte das Statistikamt Turkstat am Freitag in Ankara mit. Im September hatte die Teuerung noch 0,1 Prozentpunkte höher gelegen. Ökonomen hatten hingegen einen leichten Anstieg im Oktober auf über 62% erwartet. Die türkische Inflation hatte vor einem Jahr ihren Höhepunkt bei rund 85% erreicht. Insofern setzten die Statistiker die aktuellen Preise mit hohen Vergleichswerten in Relation. Doch auch beim Blick auf die Monatsraten gibt es Erfolge. Von September bis Oktober stiegen die Preise um 3,4%. Im September hatte die Monatsrate hingegen noch bei 4,8% gelegen.

Die Kerninflation ohne Energie- und Lebensmittelpreise war im Oktober etwas höher als die Gesamtrate. Im Monatsvergleich notierten die Statistiker einen Anstieg um 3,7%. Die Jahresrate lag bei 69,8%. Vor allem die hohen Preise im Dienstleistungssektor verstärken derzeit den Inflationsdruck. Die Kerninflation gilt bei Ökonomen als besserer Gradmesser für den zugrunde liegenden Preisdruck als die Gesamtrate, da Energie- und Lebensmittelpreise stärker schwanken als andere Produktgruppen.

Höhere Inflationsprognosen

Um die Inflation in der Türkei zu senken, die zu den höchsten weltweit zählt, hat die türkische Zentralbank seit dem Sommer den Leitzins mehrmals kräftig erhöht. Von 8,5% ist er seitdem auf 35% gestiegen. Und es dürften noch weitere Zinserhöhungen folgen, wie Notenbankchefin Hafize Gaye Erkan in einer Rede am Donnerstag andeutete. Die Zentralbank hatte zudem ihre Inflationsprognosen angehoben und rechnet nun damit, dass die Teuerung bis zum Jahresende auf 65% steigt und ihren Höhepunkt erst im Mai 2024 bei 75% erreicht. Auch Bloomberg-Ökonomin Selva Bahar Baziki geht davon aus, dass die Inflation in der Türkei nochmal anziehen wird.

Strengere Kreditpolitik

„Die positive Überraschung der Inflationszahlen für Oktober dürfte ein vorübergehender Ausschlag sein, da die Rate im zweiten Quartal nächsten Jahres immer noch über 70% liegen wird“, sagte sie. „Basierend auf diesem Ausblick gehen wir davon aus, dass die Zentralbank höhere Kreditkosten sowie eine strengere Kreditpolitik und -regulierung einführen wird, um die Preissteigerungen einzudämmen.“

Auch die türkische Regierung, die mit einer expansiven Fiskalpolitik im Wahlkampf im Frühjahr und Steuererhöhungen nach der Wahl die Inflation angeheizt hatte, versucht die Teuerung mit neuen Gesetzen einzudämmen. So führte sie diese Woche Beschränkungen für die Kurzzeitvermietung von Wohnungen in türkischen Städten auf Portalen wie Airbnb ein.

Angespannter Wohnungsmarkt

Die Maßnahme soll die Lage auf dem türkischen Wohnungsmarkt etwas entspannen. Die Mieten in dem Land sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. In Istanbul haben sie sich zwischen April 2019 und April 2023 fast versechsfacht. Die höchsten Inflationsraten in der Türkei gibt es derzeit dennoch in anderen Bereichen. Im Oktober legten im Jahresvergleich besonders die Preise von Restaurants und Hotels, im Gesundheitssektor und von Lebensmitteln zu.

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